Bei dem Unfall wurde der 32 Jahre alte Fahrer aus seinem Lastwagen in die Nordsee geschleudert. Er starb noch an der Unglücksstelle.

Sylt. Am Tag nach dem tragischen Tod eines Berufskraftfahrers, der mit seinem Lastwagen auf dem Hindenburgdamm vom Autozug „Sylt-Shuttle“ gefallen war, sind die Ursachen des Unglücks weiter unklar. Es gebe keine neuen Erkenntnisse, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Flensburg. Augenzeugen berichteten, dass eine Windböe den Lastwagen samt Anhänger vom Autozug geweht habe. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurde auf Sylt am Donnerstag um 15 Uhr Windstärke 8 gemessen, um 16 Uhr Windstärke 9: „Ob auf dem Hindenburgdamm eine noch höher Windgeschwindigkeit war, ist spekulativ“, sagte DWD-Meteorologe Wolfgang Seifert.

Bei dem Unglück wurde der 32 Jahre alte Fahrer aus dem Lastwagen ins Wasser geschleudert. Der Zugchef leistete noch Erste Hilfe, dennoch starb der Mann noch an der Unfallstelle. Nach Angaben der Bundespolizei zog sich der Bahnmitarbeiter starke Unterkühlungen zu. Auch die Bergung des umgestürzten Lastwagens mit einem Schienenkran gestaltete sich schwierig. Die Arbeiten mussten wegen des stürmischen Wetters unterbrochen werden.

Um Sylt-Reisende möglichst wenig zu behindern, werde die Bergung des Lastwagens und seines Hängers samt Ladung in einer der kommenden Nächte erfolgen, sagte ein Bahnsprecher: Der Hindenburgdamm müsse dann während der Arbeiten erneut für den Zugverkehr gesperrt werden. „Nachts behindern wir den Verkehr am wenigsten“. Bis dahin werden die Züge weitgehend ungehindert über den Hindenburgdamm rollen können, da sich der Lastwagen nicht im unmittelbaren Gleisbereich befindet. Leere Lastwagen und Anhänger würden jedoch wegen des Sturms zunächst nicht mehr per Autozug befördert.

Unterdessen wurde Kritik an der Deutschen Bahn laut. Feuerwehrleute beanstandeten, dass der schmale Rettungsweg auf dem Hindenburgdamm abschüssig und rutschig sei und nicht für Einsätze dieser Größenordnungen geeignet. So habe die Feuerwehr aus Klanxbüll für die vier Kilometer lange Strecke knapp 20 Minuten gebraucht.

Die Bahn wies die Kritik zurück. Ein speziell für den Damm ausgearbeiteten Gefahrenabwehrplan regelt die Zusammenarbeit mit den Helfern. Nach diesen Vorgaben werde auch für den Notfall geübt - „zuletzt am 29. August – eine praktische Übung mit Personenrettung“, sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Bei Einsätzen auf dem Hindenburgdamm liege die Einsatzführung in den Händen der Feuerwehr Morsum: Die Klanxbüller Wehr werde lediglich zur Verstärkung angefordert, sagte er.

Vor 16 Jahren gab es auf dem Hindenburgdamm schon einmal ein ähnliches Unglück mit zwei Verletzten: Am 16. Juli 1993 hatte eine Windböe einen Kleintransporter samt Anhänger von einem der Flachwagen geweht. Heute werden bei stürmischen Wetter leere Lastwagen und Hänger bei der Überfahrt mit Spanngurten gesichert, sagte Bahnsprecher Meyer-Lovis.

Der Unglücks-Lastwagen war mit leichtem Dämm-Material beladen und daher ähnlich windanfällig wie ein leeres Fahrzeug. Bei der Ursachenforschung müsse daher unter anderem geklärt werden, ob der Unglücks-Lastwagen zusätzlich gesichert war.

Das stürmische Wetter an der Nordsee bleibt nach Angaben des DWD auch zum Wochenende erhalten: An der Küste von Schleswig-Holstein und den vorgelagerten Inseln muss vereinzelt mit orkanartigen Böen mit Geschwindigkeiten von 105 bis 115 km/h aus Südwest gerechnet werden, warnen die Meteorologen. Wegen des Sturms wurde der Fährverkehr zu den nordfriesischen Inseln und Halligen am Freitag bis auf weiteres eingestellt.