Die Reederei Peter Deilmann hatte im Mai mitgeteilt, sie überlege, das “Traumschiff“ künftig unter der Flagge Maltas fahren zu lassen.
Frankfurt. Die drohende Ausflaggung des ZDF-„Traumschiffes“ ist von der Bundesregierung und der Gewerkschaft Verdi scharf kritisiert worden. „Ich nehme die Ankündigung der Reederei Deilmann, die „MS Deutschland“ auszuflaggen, mit Besorgnis zur Kenntnis. Die Verlagerung der „MS Deutschland“ in das Schiffsregister Maltas hat weit mehr Auswirkungen als das Auswechseln der deutschen Fahne am Achterdeck durch die maltesische“, erklärte der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto, am Samstag.
Die Reederei Peter Deilmann hatte im Mai mitgeteilt, sie überlege, das „Traumschiff“ künftig unter der Flagge Maltas fahren zu lassen. Begründet hatte die Reederei das unter anderem mit der Kürzung von Zuschüssen für deutsche Schiffe aus Berlin. „Wir sind entsetzt und die Besatzung ist sauer“, sagte der Verdi-Fachgruppenleiter Seeschifffahrt, Karl-Heinz Biesold, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. „Die „MS Deutschland“ ist das letzte seegängige Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge – das hat Symbolcharakter.“
Es gebe keinen Grund, das Schiff auszuflaggen. „Man will auf dem Rücken der Besatzung Geld einsparen.“ Biesold drohte mit Protestaktionen. „Die ITF-Gewerkschaften haben ihren Hauptsitz in London. Wir können auch gerne in London während der Olympischen Spiele, wenn die „Deutschland“ da liegt, durchaus Aktionen machen. Vielleicht hilft das, das Nachdenken zu beschleunigen.“
Die Reederei mit Sitz in Neustadt i.H. wies die Kritik zurück. Die Ausflaggung der „Deutschland“ sei eine marktübliche unternehmerische Entscheidung. „Wir möchten uns in eine ähnliche Situation bringen wie die Mitbewerber, was die Planbarkeit von bestimmten Rahmenbedingungen angeht“, sagte Unternehmenssprecherin Kornelia Kneissl am Sonntag. „Im Markt treffen wir auf Verständnis, wenn wir die Beweggründe nennen.“ Das Schiff solle im Juli das Register wechseln, sagte die Sprecherin.
„Wenn Mitarbeiter offene Fragen zum Registerwechsel haben, dann sprechen wir darüber und suchen Lösungen“, sagte Kneissl zu der Kritik, die Reederei wolle auf Kosten der Besatzung sparen. Es gebe keine Absicht, die Crew zu verändern. „Der Charakter des Schiffes wird nicht verändert. Traumschiff bleibt Traumschiff.“
In einem Informationsblatt hatte die Reederei im Mai erklärt: „Der Gesetzgeber hat leider in den letzten Monaten endgültig entschieden, Finanzmittel, die früher die erheblichen Kostennachteile eines im deutschen Schiffsregister geführten Schiffes zumindest teilweise ausgeglichen und damit die Chancengleichheit auf dem Markt gesichert haben, um mehr als 80 Prozent zu kürzen.“ Auf politischer Ebene habe keine zufriedenstellende Lösung erarbeitet werden können. Die Reederei sei zu dem Schluss gekommen, dass eine Veränderung des Schiffsregisters die sinnvollste Lösung darstelle.
Otto wies diese Darstellung jetzt entschieden zurück: „Die Bundesregierung steht zu ihrer Verantwortung für die deutsche Seeschifffahrt“. Das Maritime Bündnis werde gerade nach vielen Gesprächen zwischen Reedern und der Bundesregierung auf eine neue, solide Grundlage gestellt – insbesondere mit positiven Auswirkungen für die Seeleute auf Schiffen unter deutscher Flagge.
Der Maritime Koordinator appellierte an die Reeder, der Verantwortung und klaren Zusagen für den Standort Deutschland gerecht zu werden. „Dies gilt in besonderem Maße für den Eigentümer des Schiffes, das den Namen dieses Landes trägt und das „Deutsche Schiff„ bei den Olympischen Spielen in London sein wird“, hieß es in Ottos Mitteilung. Der Maritime Koordinator ist für alle Maßnahmen der Bundesregierung zuständig, die mit Meerestechnik und Schifffahrt sowie den Häfen zu tun haben.
(dpa)