Landwirte im Norden rechnen mit teils massiven Ernteeinbußen. Grund ist die seit März anhaltende Trockenheit. Besonders betroffen ist der Raps.

Kiel/Rendsburg. Wegen der seit März anhaltenden Trockenheit rechnen die Landwirte im Norden mit teils massiven Ernteeinbußen. „Beim Raps werden wir etwa ein gutes Drittel weniger als im Durchschnitt bekommen“, sagte Klaus Dahmke vom Bauernverband Schleswig-Holstein am Montag in Rendsburg der Nachrichtenagentur dpa. Rund 10 000 Hektar Raps seien deswegen umgepflügt und dafür Mais angebaut worden, ergänzte Daniela Rixen von der Landwirtschaftskammer. Beim Getreide sei mit etwa 10 bis 15 Prozent Einbußen zu rechnen, wobei es regional starke Unterschiede gebe.

Auch der erste Gras-Schnitt fällt erheblich schlechter aus, wie Dahmke berichtet. Verheerend sei die Grassaat, die kaum gewachsen sei. „Statistisch gerechnet fehlen bereits etwa 150 Liter Niederschlag pro Quadratmeter“, sagte Dahmke. „Ein bisschen Regen würde uns nicht wirklich weiterhelfen.“ Bei Messungen in der Lehr- und Versuchsanstalt Futterkamp (Kreis Plön) wurde Restfeuchte im Boden erst in 60 Zentimeter Tiefe festgestellt, wie Rixen betonte. Durch den starken Ostwind sei die Verdunstung extrem hoch, viele Felder seien inzwischen ausgetrocknet.

Im Land zwischen den Meeren ist die Situation unterschiedlich. Nicht ganz so dramatisch sei es an der Westküste, im südwestlichen Nordfriesland, weil es dort Ende April fünf Millimeter Niederschlag gab, wie Rixen erläuterte.

Bei Kartoffeln, Mais, Möhren und Kohl können die Bauern noch auf eine gute Ernte hoffen. Denn die Früchte wurden jetzt erst gepflanzt beziehungsweise gesät. „Falls wir es uns wünschen dürften, wäre zunächst ein leichter Landregen, gefolgt von starkem Regen nachts und schönen Wetter tagsüber im Wechsel ideal“, sagte Rixen. Ohne Wasser könnten die Pflanzen keine Nährstoffe aufnehmen. Die Meteorologen sehen eine Wetterwende. Am Mittwoch soll es im Norden zu ersten, vereinzelten Schauern und Gewittern kommen. „Mit flächendeckendem Niederschlag ist dann am Wochenende zu rechnen“, sagte Helmut Malowski vom Deutschen Wetterdienst in Frankfurt.

Den Spargel hat das trockene, sonnige Wetter gut wachsen lassen, „aber dafür sind die Preise für den Verbraucher auch recht günstig und die Erlöse für die Produzenten geringer“, sagte Dahmke. Für Erdbeeren und Himbeeren sei eine verlässliche Prognose noch zu früh.

Sorgen bereitet die anhaltende Trockenheit dem Landwirtschaftsministerium in Kiel weiterhin wegen der akuten Brandgefahr für Wälder und Grünflächen. In einigen Regionen gab es in den vergangenen Tagen bereits Feuer, so brannten zwischen Wahlstedt und Fahrenkrug (Kreis Bad Segeberg) 500 Quadratmeter Wald. Die höchste Gefahrenstufe 5 herrsche in weiten Teilen Dithmarschens, Nordfrieslands, des Kreises Schleswig-Flensburg sowie an der Elbe im Herzogtum Lauenburg, sagte Ministeriumssprecher Christian Seyfert am Montag. „Die Menschen sollten jedes Brandrisiko vermeiden, also kein Grillen, kein Feuer machen und auf Zigarettenkippen achten. (dpa)