Für die Natur könnte das schöne Wetter der letzten Wochen bald zum Verhängnis werden: Die Waldbrandgefahr steigt und Pflanzen vertrockenen.

Hannover. Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen - ein Frühling wie im Bilderbuch. Doch die regenfreien Wochen haben nicht nur positive Seiten. Die lange Trockenphase macht vor allem den Pflanzen in der Lüneburger Heide zu schaffen, zudem steigt die Waldbrandgefahr in Niedersachsen. „Es müsste dringend mal wieder ein ergiebiger Landregen her“, sagte Gabi von der Brelie, Sprecherin des Landesbauernverbands Niedersachsen, am Donnerstag in Hannover. Zwar stehe der Raps nun in voller Blüte, aber Verluste bei der Ernte seien schon jetzt absehbar. „Der Raps hatte schon einen schweren Start, weil der Herbst zu nass und kalt war.“

Derzeit laufen die Beregnungsanlagen der Felder in der sandigen Lüneburger Heide auf Hochtouren. Ein Ende der trockenen Zeit ist nicht in Sicht: Für das Wochenende ist strahlender Sonnenschein bei über 20 Grad für Niedersachsen angekündigt. „Das beunruhigt uns natürlich sehr“, sagte Landvolk-Sprecherin von der Brelie. Schließlich gelte die Bauernweisheit: „Mairegen auf die Saaten, dann regnet’s Dukaten.“

Auch um die Wälder in Niedersachsen ist es derzeit nicht gut bestellt. „In Celle und Faßberg steht der aktuelle Waldbrandindex auf 5“, sagte Torsten Hensel von der Feuerwehr. Das ist die höchste Stufe der Waldbrandgefahr. „Die Situation wird mit den steigenden Temperaturen noch brenzliger.“ Am Samstag werde voraussichtlich wieder ein Flugzeug der Feuerwehr Lüneburg in die Lüfte steigen. Nur so ließen sich Waldbrände frühzeitig erkennen und die Bodenkräfte zu ihnen zu führen, meinte Hensel. „Um die Ostertage haben wir von oben mindestens zwei Brände pro Tag entdeckt.“

Die aktuelle Trockenperiode in Deutschland könnte der Vorbote für eine Jahreszeitenverschiebung sein, meinte ein Forstexperte. „Alles deutet darauf hin, dass es in Deutschland früher Frühling und später Herbst wird“, sagte Georg von Wühlisch, Wissenschaftler am Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig. Die hohen Temperaturen und der geringe Regen im April und Mai seien zwar nicht ungewöhnlich, aber der Trend zu einem längeren Sommer mit Blick auf die vergangenen Jahre sei zu merken.

Unterdessen warnen die Behörden, dass die Waldbrandgefahr im Norden bedrohlich steige. Im Landkreis Harburg wurde am Freitag sogar das Grillen auf den dafür eigens eingerichteten Plätzen verboten. Schon seit Anfang März darf landesweit in der Nähe von Wald, Moor und Heide kein Feuer entfacht werden. Auch das Rauchen ist dort bis Ende Oktober untersagt. Wander- und Reitwege dürfen nicht verlassen werden, sonst drohen Bußen von bis zu 5000 Euro. Autos mit Katalysator dürfen nur so geparkt werden, dass die heißen Filter am Boden keine Brände auslösen können. Spätestens Montag soll ein Überwachungsflieger der Lüneburger Feuerwehr starten. Nach wochenlanger Trockenheit steht der Waldbrandgefahrenindex etwa in Celle, Bergen oder Lüchow bereits auf der höchsten Warnstufe 5. (dpa)