Auch im Norden kann es warm und trocken zugehen. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Pflanzen ideal bewässern, damit sie in der Hitze nicht eingehen.
Gießen von oben oder unten? Das war bis vor Kurzem wirklich nicht die Frage. Doch jetzt haben wir möglicherweise bereits die Hitze der Hundstage zu spüren bekommen, und da könnten die Gartenpflanzen mal wieder eine fürsorgliche Hand gebrauchen. Als "Hundstage" bezeichnet man die trockene, heiße Zeit, die laut Kalender Ende Juli beginnt - mit dem Erscheinen des Sternbildes "Großer Hund" am Firmament. Wie verlässlich diese Aussichten auch sein mögen - es schadet nicht, die wichtigsten Regeln für die Gartenbewässerung zu kennen.
Vorweg eine einfache Überlegung: Entleeren Sie den Inhalt einer Gießkanne mit zehn Liter Wasser auf eine Beetfläche von einem Quadratmeter, so dringt die Feuchtigkeit etwa zehn Zentimeter tief ein. Das ist nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Denn der Durst der meisten Pflanzenwurzeln wird so noch lange nicht gestillt. Diese haben sich in der Regel tiefer ins Erdreich vergraben.
Daraus leitet sich eine wichtige Regel ab: Gießen Sie gründlich und dafür nicht so häufig. Der Profigärtner arbeitet mit Bodenfühlern, die ihm sagen, wann die Pflanzenwurzeln Durst haben. Dann wird meist automatisch die Bewässerungsanlage in Gang gesetzt. Der Hobbygärtner muss sich dagegen auf den Augenschein verlassen. Denn wann die Wasserreserven aus den oberen Bodenschichten aufgebraucht sind, hängt individuell von der Art des Bodens, den Pflanzen und den Witterungsverhältnissen ab.
+++Blühfrust statt Blütenlust - was tun?+++
Lassen einzelne Pflanzen ihre Blätter hängen, ist es höchste Zeit für eine Dusche. In meinem Garten machen die Herbstastern immer zuerst schlapp. Ihnen verdanken die anderen Blumen, dass es im Beet bald darauf kräftig regnet. Am besten wäre es, wenn gezielt nur die Wurzeln gewässert werden könnten und das Pflanzenlaub trocken bleibt. Denn mit den Wassertropfen verbreiten sich auch Krankheitserreger, die je nach Mimosenhaftigkeit der Gewächse diese schädigen können.
Meist sind die Flächen jedoch so groß, dass man einen Sprenger aufstellen muss. Lassen Sie diesen früh morgens oder am späten Nachmittag laufen, dann trocknet das Laub schnell wieder ab und das Risiko ist gering, dass sich Infektionen ausbreiten. In der Mittagshitze können Tropfen das Laub wie ein Brennglas versengen. Zudem verdunsten dann rund 30 Prozent mehr Wasser in der Luft, als wenn der Sprenger zu einer anderen Tageszeit läuft. Auf den Rasen lässt man ebenfalls feine Tropfen herabregnen. Den rechten Zeitpunkt erkennt man am Aussehen der Gräser. Erscheinen sie schlaff und fahl, dürsten sie nach Feuchtigkeit.
Sind die Wasserreserven im Wurzelbereich erschöpft, braucht es wohl mindestens 20 Liter pro Quadratmeter, um die Depots wieder aufzufüllen. Gemessen in Gießkannen, ist das der Inhalt von zwei gefüllten Zehn-Liter-Kannen. Woher weiß man nun, wie lange ein Rasensprenger laufen muss, um diese Wassermenge zu verteilen? Ganz einfach: Stellen Sie ein Glas in den Regenschwall. Ist dieses zwei Zentimeter hoch gefüllt, dürfen Sie den Wasserhahn wieder zudrehen. Ein Niederschlag von 20 Millimetern entspricht nämlich genau der Menge von 20 Litern pro Quadratmeter.
+++Endlich warm - die ersten Sommertrends zeichnen sich ab+++
Verheißen Wolken Regen, ist das kein Grund, vom Gießen abzulassen. Ganz im Gegenteil: Nach einem kleinen Schauer ist die Erde oberflächlich feucht und nimmt das Wasser anschließend noch besser auf. Von trockenen Böden perlt ein kräftiger Bewässerungsguss leicht ab, vor allem wenn diese am Hang liegen und verdichtet sind. Unter solchen Bedingungen empfiehlt sich das Wässern in Intervallen. In reine Sandböden dringt das Wasser hingegen leicht ein. Die Depots sind rasch gefüllt. Überschüssiges Wasser rauscht dann direkt in den Boden und spült Nährstoffe aus. Daher sollte eine Bewässerung nie übermäßig lange laufen.
Das Ab- und Aufrollen von Schläuchen erspart sich, wer eine Bewässerungsanlage fest installiert hat. Wasserleitungen, Anschlüsse und Regner müssen dafür etwa spatentief verlegt werden. Wie von Geisterhand erheben sich die Düsenköpfe dann aus dem Boden, sobald der Wasserhahn aufgedreht und Druck auf den Leitungen ist. Über spezielle Computer können Häufigkeit und Länge der Wassergaben programmiert werden. Das kann auch den Einsatz der Gießkanne auf Terrasse und Balkon überflüssig machen. Sprühdüsen beregnen auf Knopfdruck überschaubare Flächen, und Tropfer können das Wasser gezielt zu einzelnen Pflanzen befördern. Einziger Nachteil: Die kleinen Schläuche lassen sich schlechter kaschieren als eine Pipeline, die im Gartenboden vergraben ist.
Roland Holderberg verzichtet hingegen auf all diese technischen Finessen und verabreicht seinen Pflanzen nur Regenwasser. Es wird in sieben Tonnen mit je 100 Liter Fassungsvermögen gesammelt. "Der Schlauch kommt nur im Notfall zum Einsatz - wie im Mai, als es so trocken war", sagt der 50-Jährige. "Nötig hatten es da die Hortensien, stellenweise der Rasen und die Buchsbäume." Diese erhielten das Wasser direkt auf die Wurzelballen, denn ihr dichtes Laub lässt von oben herabrieselnde Tropfen wie ein Regenschirm abperlen. Holderberg: "Die Hundstage können jetzt gern kommen: Die Regentonnen sind längst wieder randvoll."