Berlin/Düsseldorf . Experten raten zu einer Impfung gegen Influenza. Die Viruserkrankung kann von schweren Komplikationen begleitet sein.

Wird es draußen feucht und kalt, hat unser Körper zu kämpfen: Denn drinnen schlägt ihm trockene Heizungsluft entgegen, es entsteht ein Mix, der das Immunsystem schwächt, die Schleimhäute strapaziert und Viren den Weg in den Körper ebnet. Experten erklären, wie man sich schützt – vor allem gegen gefährliche Grippeviren.


Warum ist eine Grippe gefährlich?

Während ein grippaler Infekt lästig, aber in der Regel harmlos ist, sieht das bei der Grippe (Influenza) anders aus. Der Infekt entwickelt sich schleichend – Kratzen im Hals, Schnupfen, Unwohlsein, erhöhte Temperatur. Er klingt in der Regel innerhalb einer Woche ab. Im Gegensatz dazu beginnt die Grippe plötzlich. Dr. Petra Sandow, niedergelassene Allgemeinmedizinerin aus Berlin: „Eben noch fühlt sich der Patient gesund und fit, kurz darauf klagt er über starke Kopf- und Gliederschmerzen.“ Zudem gehe die Grippe mit hohem Fieber einher, könne Wochen andauern. In seltenen Fällen können Komplikationen wie eine bakterielle Lungenentzündung oder die Schädigung des Herzmuskels auftreten.


Wie steckt man sich an?

Hinter einem grippalen Infekt können über hundert verschiedene Erreger stecken – weshalb es bis heute keine Impfung gibt. Grippe wird vor allem von Influenzaviren der Gattungen A und B ausgelöst. Ihre Stämme verändern sich immer wieder. Alle Viren werden beim Niesen und Sprechen über die Luft, beim Küssen durch direkten Kontakt oder von Hand zu Hand weitergegeben. Oft entsteht eine fatale Kettenreaktion: „Die Erreger lauern auf Gegenständen, die von vielen Menschen benutzt werden. Dazu gehören Türklinken oder Haltegriffe im Bus“, erläutert Dr. Sandow. Berühren wir diese und fassen uns dann mit der Hand ins Gesicht, gelangen die Erreger über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper. Wird die Influenza früh genug entdeckt, kann der Arzt in einigen Fällen noch ein Arzneimittel verschreiben, das den Verlauf abmildert. „Allerdings wirkt das Präparat nur dann, wenn es innerhalb von 48 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome eingenommen wird“, erklärt Sandow.


Was kann ich tun, wenn mich
die Grippe erwischt hat?

Bei einer Grippe braucht der Patient vor allem Bettruhe. Denn sein Immunsystem verwendet alle Kraft darauf, die eingedrungenen Viren zu bekämpfen. Wichtig ist auch, ausreichend zu trinken, weil der Körper wegen des Fiebers viel Flüssigkeit verliert. Hausmittel können helfen, die Symptome zu lindern. So senkt ein Wadenwickel das Fieber, ein Dampfbad mit Meersalz löst hartnäckigen Schleim in den Atemwegen. Auch die bewährte Hühnersuppe überzeugte in aktuellen Studien. Dr. Sandow: „In ihr stecken Stoffe wie der Eiweißbaustein Cystein, die entzündungshemmend wirken und die Schleimhäute abschwellen lassen.“



Was spricht für eine Impfung?

Die jährliche Impfung gegen Influenza gilt als zuverlässigste Möglichkeit, eine Grippeinfektion zu vermeiden. „Zwar gewährt auch sie keine 100-prozentige Sicherheit. Doch im Durchschnitt kann sie bis zu 60 Prozent der Ansteckungen und bis zu 80 Prozent der schweren Verläufe und der damit verbundenen Todesfälle verhindern“, sagt Sandow. Das heißt: Selbst wenn sich Geimpfte anstecken, verläuft die Krankheit meist milder als ohne Schutz. Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät zu einer Impfung im Oktober und November. Bis der Schutz nach einer Impfung vollständig aufgebaut ist, dauert es zehn bis 14 Tage. Auch während der Grippewelle, die in den letzten Jahren meist nach der Jahreswende begonnen hat, empfiehlt das RKI die Impfung.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung für Menschen ab 60 Jahren, für Schwangere und chronisch Kranke, für Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen und für medizinisches und pflegerisches Personal. Bei diesen Personen übernehmen die gesetzlichen Kassen die Kosten; alle anderen sollten bei ihrer Kasse nachfragen.

Gibt es Nebenwirkungen?

Hartnäckig hält sich der Glaube, dass eine Grippeimpfung den Ausbruch der Krankheit begünstigt. „Doch das ist ein Irrtum“, stellt Sandow klar. „Bei der Impfung nutzt man inaktivierte Virusteile, die keine Grippe mehr auslösen können.“ Erkältungstypische Nebenwirkungen sind möglich, aber harmlos. „Es handelt sich um eine normale Reaktion des Immunsystems. Nach ein bis zwei Tagen klingen sie von selbst wieder ab.“


Was ist die beste Vorbeugung
neben einer Impfung?

„Mehrmals täglich gründlich die Hände waschen, und zwar mit warmem Wasser und Seife“, sagt Dr. Sandow. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann auf diese Weise die Anzahl der Keime auf bis zu ein Tausendstel gesenkt werden. Unterwegs sollte man es vermeiden, mit ungewaschenen Händen das Gesicht zu berühren. Für alle Fälle gibt es in der Apotheke Fläschchen mit Desinfektionsmittel für unterwegs. Darüber hinaus sollten die Schleimhäute durch Trinken, Nasensprays mit Meersalz oder Augentropfen feucht gehalten werden. Trocken sind die Schleimhäute anfälliger für Eindringlinge.

Informationen zur Grippeimpfung gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.impfen-info.de.