Hamburg. Damit der Sommer nicht zum Problem wird: Mediziner rät zum „über den Durst“ trinken. Auch Tiere und Elektronik leiden unter den Temperaturen.
Der Blick in den blauen Himmel lässt nach all den trüben, fast herbstlichen Junitagen die Herzen wieder höher schlagen. Hoch Annelie nimmt Anlauf auf den Hamburger Hitzerekord: Der liegt seit August 1992 bei exakt 37,3 Grad.
Doch die Hitze mit prognostizierten Rekordtemperaturen von bis zu 38 Grad am Sonnabend – in Freiburg könnten nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sogar mehr als 40 Grad erreicht werden – hat auch ihre Schattenseiten. Die Asklepios Kliniken gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel der Patienten am Wochenende wegen hitzebedingter Beschwerden in die Notaufnahmen kommt. Dabei ließen sich viele Probleme vermeiden, sagt Dr. Carsten Schneider. Der Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Kardiologie am Asklepios Westklinikum hat Regeln für den richtigen Umgang mit der Rekordhitze aufgestellt.
Sommerhitze in ganz Deutschland
Zuviel Sonnenstrahlung und zu hohe Temperaturen belasten vor allem kleine Kinder und alte Leute. „Sie reagieren empfindlicher auf einen Flüssigkeitsverlust, weil bei ihnen der Anteil von Flüssigkeit am Körpergewicht nur 50 Prozent ausmacht“, sagt Schneider. Zudem hätten ältere Menschen häufig kein richtiges Durstgefühl mehr. Statt wie empfohlen literweise Wasser zu trinken, konsumierten die betagten Damen und Herren häufig nur eine Tasse Kaffee am Morgen und am Nachmittag – das reiche bei weitem nicht. Um zu verhindern, dass alte Menschen dehydrieren, gibt es in Alten- und Pflegeheimen häufig Trinkpläne. An besonders heißen Tagen benötigen sie unter Umständen sogar eine Infusion.
Bewusstseinstrübungen können eine ernstzunehmende Folge der Hitze sein
Mit dem Körperwasser geht auch Natriumsalz verloren. „Die Zellen, auch das Nervengewebe, trocknen regelrecht aus“, sagt Schneider. „Die Patienten klagen dann über Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme und allgemeines Unwohlsein. Aber auch eine Bewusstseinstrübung kann eine ernstzunehmende Folge der Hitze sein.“ Deshalb sei es wichtig, „über den Durst zu trinken“ – am besten natriumreiches Mineralwasser.
Wird es draußen zu heiß, sollte man sich in kühlen Räumen aufhalten. Im Freien sollte man luftige Kleidung und eine helle Kopfbedeckung tragen und sich vor allem nicht der prallen Mittagshitze aussetzen. Zu bevorzugen sei leichte Kost: Gemüse, Fisch oder Obst. Ansonsten gilt: Jede Überanstrengung meiden, gut eincremen und die Sonnenbrille nicht vergessen.
Ein weiteres Problem der Hitzewelle: Die Ozonkonzentration in der Luft steigt. Das Gas bildet sich in Bodennähe bei intensiver Sonnenstrahlung, dafür verantwortlich sind vor allem Autoabgase. Menschen, die beispielsweise unter (chronischen) Erkrankungen der Atemwege leiden, sollten bei zu hohen Ozonkonzentrationen den Aufenthalt im Freien vermeiden. Ab einem Wert von 240 Mikogramm pro Kubikmeter Luft muss die Bevölkerung alarmiert werden.
Ein zu nonchalanter Umgang mit dem Thema Hitze empfiehlt sich also nicht, sind doch allein die physikalischen Effekte enorm: Die Gefahr von Waldbränden steigt extrem, Schienen verbiegen sich und behindern den Bahnverkehr, Betonplatten auf Autobahnen platzen auf (sogenannte Blow-ups) und stellen gerade auf süddeutschen Strecken ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Auto- und Motorradfahrer dar, so der ADAC. Betroffen sind vor allem ältere Autobahnabschnitte in Betonbauweise – von denen es in Norddeutschland glücklicherweise kaum welche gibt.
Vorsicht beim Lüften: Durchzug kann bei Haustieren Krankheiten auslösen
Zudem erhöht extreme Hitze das Risiko, einen Sonnenstich oder einen lebensbedrohlichen Hitzschlag zu erleiden. Statistisch belegt ist etwa, dass im moderaten Sommer 2011 mit 1034 Patienten weniger als halb so viele Menschen wegen dieser Diagnosen behandelt werden mussten als im Traumsommer von 2003. Da waren es fast 2600 Menschen.
Doch nicht nur die Menschen, sondern auch unsere Haustiere sind gefährdet. Hunde etwa kühlen durch Hecheln, nicht durch Schwitzen ab. Die Tiere müssen deshalb immer ausreichend mit Flüssigkeit versorgt werden. Die beste Zeit fürs Gassi-Gehen an besonders heißen Tagen ist am Morgen oder am Abend. Einen Durchzug in der Wohnung sollte man jedoch auf jeden Fall vermeiden: Während Menschen die frische Brise als Linderung empfinden, kann so ein Durchzug bei Haustieren Krankheiten auslösen.
Besonders vorsichtig sollte man auch mit elektronischen Geräten wie Smartphones sein. Schon ab 35 Grad Celsius überhitzen der Akku, das Display und das Kunststoffgehäuse – in der Regel schalten sich überhitzte Geräte automatisch aus. Allerdings können auch ausgeschaltete Geräte Schaden nehmen. Der TÜV Rheinland empfiehlt deshalb, die Geräte auf keinen Fall in der Sonne liegen zu lassen.
Hier kann in Hamburg und Umgebung gebadet werden: