Diabetes, Gicht, Bluthochdruck - die richtige Ernährung kann helfen, bestimmte Krankheiten besser in den Griff zu bekommen.
Wer krank ist, muss sich heute nicht mehr mit strengen Diäten kasteien oder mit faden, wenig appetitlichen Schonkosten begnügen. "Bis auf wenige Einschränkungen reicht eine gesunde Ernährung bei den meisten Krankheiten aus", sagt Dr. Matthias Riedl, Ernährungsmediziner, Diabetologe und Internist in Hamburg.
Das gilt auch für Diabetes, eine der großen Volkskrankheiten, an der immer mehr Menschen leiden. Dabei gibt es kein striktes Zuckerverbot mehr und auch die Empfehlung, sich an Diätprodukte zu halten, ist seit Ende des vergangenen Jahres vom Tisch. "Stattdessen sollten Zuckerkranke darauf achten, dass sie ihre Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse nicht dauernd überfordern", sagt Riedl.
Das heißt, es sollten vor allem Lebensmittel mit komplexen Kohlenhydraten wie Gemüse, Obst, Salat und Vollkornprodukte auf den Tisch kommen und nur wenig leicht verdauliche Kohlenhydrate, die in Weißbrot, Kuchen und Süßigkeiten stecken. Auch Nahrungsmittel, die viel Fett enthalten, sind ungünstig. Obst sollten Diabetiker wegen des Fruchtzuckers aber nur in Maßen essen, weil Fruchtzucker Leberverfettung und Übergewicht fördern kann. "Wer sich daran hält, kann seine Bauchspeicheldrüse entlasten", sagt Riedl. Wichtig ist für Diabetiker zudem ausreichend Bewegung.
Auch Menschen, die an Bluthochdruck leiden, brauchen viel Bewegung. Denn am wichtigsten für sie ist es, ihr Gewicht im Griff zu behalten. "Schon im Bereich des Normalgewichts verdoppelt sich das Risiko für Bluthochdruck, wenn der Body Mass Index (Gewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern) von 21 auf 23 steigt", sagt Riedl.
Menschen mit Bluthochdruck sollten eine gesunde Mischkost essen, Seefisch, täglich ein paar Nüsse und gesunde Pflanzenöle als Träger von Vitamin E und ungesättigten Fetten. Zu beachten ist auch, dass manche Menschen salzempfindlich sind, sodass der Salzkonsum bei ihnen den Blutdruck erhöht. Riedl empfiehlt in solchen Fällen, den Salzgehalt der Speisen zu reduzieren und grundsätzlich auf Nachsalzen zu verzichten. Vorsicht geboten ist auch bei Kaffee und Alkohol, weil sie den Blutdruck ebenfalls in die Höhe treiben können.
Menschen, bei denen die Fette im Blut erhöht sind, sollten sich möglichst cholesterinarm ernähren. Das bedeutet, Wurst, Fleisch und auch Meeresfrüchte sollten nur gelegentlich verzehrt werden.
Bei Rheuma kann die richtige Ernährung erheblich dazu beitragen, die Erkrankung zu lindern. "Man kann die Symptome sogar manchmal zum Abklingen bringen, wenn man wenig Wurst und Fleisch isst. Denn dadurch wird dem Körper weniger Arachidonsäure zugeführt, die in tierischen Fetten enthalten ist und den Entzündungsprozess in den Gelenken fördert. Ideal ist für diese Patienten eine fleischfreie Ernährung", sagt Riedl.
Wichtig seien auch die wertvollen Omega-3-Fettsäuren, weil sie die Entzündungen bessern könnten. Deswegen sollten Rheumatiker mindestens zweimal pro Woche Seefisch essen. Besonders geeignet sind Nordseehering, Seelachs oder Makrele, am besten gekocht, roh oder geräuchert. Frittierter oder übermäßig gebratener Fisch verliert einen Teil seiner positiven Wirkung. Wer sich rein vegetarisch ernährt, kann auf Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischölkapseln zurückgreifen. Wichtig für Rheumatiker ist zudem, ein etwaiges Übergewicht abzubauen, um die Gelenke zu entlasten.
Auch bei Gicht spielt die Ernährung eine Rolle. Bei dieser Stoffwechselerkrankung, die schubweise verläuft, ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Die Harnsäure kann sich dann in Gelenken ablagern und zu einem akuten Gichtanfall mit heftigen Gelenkschmerzen führen.
Wer an Gicht leidet, sollte fettarme Milchprodukte als Eiweißquelle nutzen und vermehrt Salat, Gemüse, Obst und Vollkornprodukte essen. Ungünstig sind Fleisch, Wurst und besonders Innereien, fettreiche Nahrungsmittel und Kohlenhydrate in Weißbrot, Kuchen und Süßigkeiten. Solange die Harnsäurewerte im Blut erhöht sind, sollten Erkrankte nur in kleinen Mengen Seefisch verzehren, empfiehlt Riedl.
Vorsicht geboten ist bei alkoholischen Getränken wie Bier. Dieses kann die Harnsäureausscheidung in der Niere unter Umständen vermindern und in der Folge einen bereits erhöhten Harnsäurespiegel im Blut noch weiter in die Höhe treiben. Außerdem sollten diese Patienten nicht fasten, weil das einen Gichtanfall auslösen könne, sagt der Ernährungsmediziner.
Bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen empfehlen Experten eine ganz normale, gesunde Ernährung. "Meist besteht die einzige Einschränkung darin, dass man auf blähende und scharf gewürzte Speisen möglichst verzichten sollte", sagt Riedl.
Wer jedoch an einem akuten Magen-Darm-Infekt leidet, sollte keine Milchprodukte essen. "Denn der Darm weist dann vorübergehend eine Unverträglichkeit für Milchzucker auf. Das bedeutet, der Milchzucker wird nicht richtig vom Darm aufgenommen. Er wirkt abführend und verstärkt den Durchfall noch", erklärt Riedl.
In solchen Fällen hilft den Kranken am besten immer noch ein seit Langem bewährter Brauch: Sie sollten ihre Ernährung auf Wasser, Tee und Zwieback beschränken. Das ist zwar kein Hochgenuss, trägt aber zur Genesung bei.