Johannes Wimmer erklärt in seinen Blogs Symptome und Diagnosen. Die TK verpflichtet ihn vor der Hamburger eHealth-Konferenz nun als Netz-Doktor.

Hamburg. Zwischen fünf und sieben Minuten dauert der Besuch eines Arztes bei einem Patienten im Behandlungszimmer. Spötter sprechen deshalb von Sieben-Minuten-Medizin in Deutschland. Doch wer sich schlapp oder krank fühlt, geht sowieso zuerst ins Netz: Die Internetzugriffe auf Seiten mit medizinischen Themen und Informationen steigen stetig. Und dann ist da natürlich noch die Suchmaschine Google, mit deren Hilfe Symptome und Krankheitsbilder aufgespürt werden.

In Hamburg hat sich ein Mediziner diesen Trend zunutze gemacht: Dr. Johannes Wimmer, der mit seinem Medizin-Blog und Videos sowie per Facebook und Twitter Krankheitsbilder zumeist verständlich erklärt. Nun darf er sich auch bei Deutschlands größter Krankenkasse verbreiten, der Techniker. Die TK hat ihn als Kooperationspartner gewonnen, zunächst für ein Jahr.

„Als Patient hat man durchschnittlich nur fünf Minuten Zeit bei seinem Arzt. Ich möchte helfen, dass jeder für sich in dieser Zeit die beste Medizin bekommt“, sagte Wimmer. „Gerade über Social Media sehe ich die Möglichkeit, viel mehr Menschen zu erreichen und ihnen mit meinen Videotipps bei ihren Gesundheitsentscheidungen zu helfen – sie also auf ihrer Patientenreise zu begleiten.“

Allerdings: Medizinisch und rechtlich verbindlich sind diese Tipps nicht. Das muss ein Patient wissen. Die TK hat bereits Projekte sogar zur Beratung psychisch Kranker im Internet eingerichtet. Ob das tatsächlich hilft, sei dahingestellt. Schon der Computer-Pionier Joseph Weizenbaum hatte ein Programm entwickelt (“Eliza“), mit dem sich vermeintlich psychisch Kranke über ihr Leiden informieren sollten. Er hatte das allerdings aus Spaß programmiert, um die Grenzen und die Perversion sogenannter künstlicher Intelligenz aufzuzeigen.

„Ziel der Kooperation ist es nicht, den Arztbesuch zu ersetzen, sondern Menschen auf unterhaltsame Art und Weise zu unterstützen, gut vorbereitet und möglichst auf Augenhöhe ins Arzt-Patienten-Gespräch zu gehen“, sagt Nina Voncken, Social Media-Managerin bei der TK. „Dazu gehört auch, dass Patienten in der Lage sind, die richtigen Fragen zu stellen und ihre Symptome so klar wie möglich zu beschreiben.“

Vor der Messe und Konferenz eHealth in Hamburg, auf der die elektronische und IT-Anbindung moderner Medizin im Vordergrund steht, überbieten sich die Kassen in kühnen Projekten. Die TK stellt auf der zweitägigen Messe, zu auch der neue Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Dienstag erwartet wird, unter anderem einen „Depressions-Coach“ vor. Bei Burn-out-Gefährdeten durch zu viel Computer-Arbeit mag das nicht unbedingt die richtige Technik sein.

Die DAK Gesundheit will eine „innovative Form der telemedizinischen Versorgung“ präsentieren: Ein System, um „kryptogenen Schlaganfälle“ mithilfe eines implantierten Herzmonitors zu entdecken.