Heute Abend wurde das Geheimnis gelüftet: Das iPhone 4S kommt. Mit einem A5-Doppelkern-Prozessor und deutlich besserer Akku-Laufzeit.
Cupertino. Es ist schneller und leistungsstärker und verfügt über etliche neue Funktionen wie eine Sprachassistentin - doch die Hoffnungen vieler Fans auf ein radikales Upgrade erfüllt das neue iPhone 4S nicht. Der US-Computerkonzern Apple stellte die mit Spannung erwartete neue Version seines erfolgreichen Smartphones am Dienstag am Firmensitz im kalifornischen Cupertino vor. Es war die erste große Produktpräsentation seit Jahren, die nicht von Steve Jobs , sondern von seinem Nachfolger als CEO, Tim Cook, geleitet wurde. Das Publikum reagierte verhalten auf Cook, der als weniger charismatisch als sein Vorgänger gilt.
Das neue iPhone ist mit dem überarbeiteten Betriebssystem iOS 5 ausgestattet, das unter anderem Inhalte drahtlos synchronisieren kann, ohne dass das Smartphone an einem Computer angeschlossen werden muss. Es wird laut Cook vom 12. Oktober an auch für die älteren Geräte iPhone 4 und 3GS sowie beide iPad-Modelle und spätere Versionen des iPod Touch erhältlich sein.
Zu den spektakuläreren neuen Funktionen gehört die Sprachassistentin „Siri“, die auf gesprochene Fragen und Anweisungen reagiert wie „Brauche ich heute einen Regenschirm?“. „Siri“ ist eine verbesserte Version von Spracherkennungs-Apps auf anderen Smartphones.
Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Apple ein radikaler überarbeitetes „iPhone 5“ vorstellen wird. Da dies nun ausblieb, hielten Beobachter es für möglich, dass der Konzern schon in weniger als einem Jahr ein neues Modell präsentieren könnte. Der Apple-Kurs fiel an der Wall Street im nachmittäglichen Handel um 17,15 Dollar oder fast fünf Prozent auf 357,45 Dollar.
Kamera mit höherauflösendem Sensor
Die Kamera des iPhone 4S verfügt über einen höherauflösenden Sensor als die des Vorgängermodells. Der Prozessor ist schneller, was unter anderem eine verbesserte und realistischere Darstellung bei Action-Spielen ermöglichen soll. Vorbestellungen sind laut Apple von Freitag an möglich, Verkaufsstart in den USA soll am 14. Oktober sein.
Das neue iPhone wird laut Apple wieder in Schwarz und Weiß erhältlich sein. Mit Zweijahres-Vertrag soll die 16-Gigabyte-Version in den USA 199 Dollar (150 Euro) kosten, die mit 32 Gigabyte 299 Dollar und die mit 64 Gigabyte 399 Dollar. Das Vorgängermodell iPhone 4 mit acht Gigabyte soll jetzt 99 Dollar kosten. Das iPhone 3GS aus dem Jahr 2009 mit ebenfalls acht Gigabyte will Apple mit Zweijahresvertrag verschenken.
Am 12. Oktober startet laut Cook auch der Cloud-Dienst iCloud, mit dem Nutzer Informationen wie Musik, Dokumente, Apps und Fotos von verschiedenen Geräten auf Apple-Servern speichern und über das Internet von überall auf die Daten zugreifen können.
Gedämpftere Reaktionen als bei Jobs
Apple stellte auch eine neue Linie von iPods vor, darunter ein Nano-Modell mit einem Multi-Touch-Display, das die Navigation erleichtern soll. Über die „Classic“-Variante des Musikabspielgerätes äußerte sich Cook nicht. Viele Beobachter hatten zuvor spekuliert, dass Apple dessen Produktion einstellen wird.
Jobs war aus gesundheitlichen Gründen im August als Apple-CEO zurückgetreten und ist jetzt Vorsitzender des Verwaltungsrats. Cook leitet schon seit Jahren das operative Geschäft. Er eröffnete die Präsentation mit den Worten: „Ich freue mich sehr über diese neue Rolle.“ Seine bisher knapp 14 Jahre bei Apple bezeichnete er als das Privileg seines Lebens. Cook trug ein marineblaues Button-Down-Hemd und Jeans. Jobs war zu den Apple-Präsentationen traditionell in einem schwarzen Rollkragenpullover und Jeans erschienen.
Die Zuschauer applaudierten, als Cook den Saal betrat, die Reaktionen wirkten jedoch gedämpfter als früher bei Jobs. Cook gab die Eröffnung zweier neuer Apple-Stores in Hongkong und Shanghai am vergangenen Wochenende bekannt. Damit stieg die Zahl der Läden in elf Ländern auf 357.
Fast 40 Millionen iPhones im ersten Halbjahr 2011 verkauft
Die Show fand in einem Apple-Raum mit dem Namen „Town Hall“ statt, in dem vor zehn Jahren der erste iPod vorgestellt worden war. Laut Cook verkaufte der Konzern bisher weltweit mehr als 300 Millionen Exemplare des Musikabspielgerätes, 45 Millionen davon in den zwölf Monaten bis Juni.
Das erste iPhone folgte sechs Jahre später und hat mit seinem eleganten Design, dem hochauflösenden Display und der intuitiven Software Millionen Fans erobert. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 39 Millionen iPhones verkauft. Die im Juni 2010 erschienene letzte Version verkaufte sich Cook zufolge schneller als frühere Modelle.