Berlin/Hamburg. Umfrage: Die Deutschen fühlen sich im Beruf und in der Freizeit unter Druck. Die Glücksskala zeigt erhebliche Nord-Süd-Unterschiede
Er ist der Mann, der den FC St. Pauli aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga und anschließend in die Bundesliga katapultierte. Der jahrelang für den Stadtteilverein selbst die Knochen hinhielt, der die Trainerausbildung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) als Jahrgangsbester abschloss, der nach St. Pauli auch 1899 Hoffenheim trainierte und den 1. FC Köln. Und in Hamburg ist Holger Stanislawski (47) Kult. Denn der inzwischen sogar zum ZDF-Experten gereifte Fußball-Fachmann Stanislawski leitet unter anderem einen Rewe-Markt an der Dorotheenstraße (Winterhude) und hat mehrfach mit seinen weisen Sprüchen das Ohr der deutschen Öffentlichkeit erreicht.
Nun warnt Holger Stanislawski zusammen mit Deutschlands größter gesetzlicher Krankenkasse, der Techniker, vor zu viel Stress im Berufsleben und im Alltag. Der Mann weiß, wovon er spricht. Die Anspannung der Fußball-Bundesliga hat auch ihn körperliche und geistige Gesundheit gekostet. Jetzt sagte Stanislawski: „Als Chef muss ich dafür sorgen, dass meine Beschäftigten gesund arbeiten können. Ich bin für die Unternehmenskultur verantwortlich. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Aufgaben bekommen, die sie bewältigen können, und die Zeit, die es dafür braucht. Sie haben Anspruch auf einen Feierabend, der den Namen auch verdient hat, damit sie dafür sorgen können, dass es auch zu Hause läuft. Sie sollen wissen, dass ich ihre Leistungsbereitschaft und ihren Einsatz wertschätze und dass jeder Einzelne für den Erfolg unseres Geschäfts wichtig ist."
Smartphones verstärken den Stress
Nach einer neuen Forsa-Umfrage der Techniker fühlen sich 61 Prozent der Bundesbürger zumindest manchmal unter Druck. Stressfaktoren seien vor allem der Job (46 Prozent), hohe Eigenansprüche (43 Prozent) sowie Termine in der Freizeit (33 Prozent). Einer von drei Berufstätigen ist von der ständigen Erreichbarkeit auch nach Feierabend gestresst. Dazu haben vor allem die allgegenwärtigen Smartphones beigetragen, auf denen E-Mails permanent aufploppen.
TK-Vorstandschef Jens Baas sagte, das spreche nicht für eine gute Unternehmenskultur. „Wenn man seinen Feierabend in der gleichen passiven Haltung vor dem flimmernden Bildschirm verbringt wie zuvor den Arbeitstag, ist das natürlich kein Ausgleich.“
Nach dieser Umfrage sind die Norddeutschen allerdings mit 54 Prozent im Vergleich zu 61 Prozent aller Deutschen weniger gestresst. In Baden-Württemberg ist der Stresspegel laut TK mit 68 Prozent am höchsten.
Techniker Krankenkasse: Anti-Stress-Verordnung sinnlos
Die Leiterin der Hamburger TK-Vertretung, Maren Puttfarcken, sagte: "Eine staatlich regulierte Anti-Stress-Verordnung, wie sie von einigen Politikern gefordert wird, macht jedoch keinen Sinn. Was wir brauchen, ist eine Unternehmenskultur, die es den Menschen ermöglicht, gesund zu arbeiten und sich zu regenerieren." Ein weiteres erstaunliches Ergebnis weist die Studie außerdem auf. Trotz des als geringer empfundenen Stresses sind die Norddeutschen weniger glücklich mit ihrem Leben als andere Bundesbürger.
Nur neun Prozent nennen ihr Leben „sehr glücklich“. Die höchsten Werte auf der "Glücksskala" erreichen mit 22 Prozent die Berliner, Brandenburger und Menschen in Baden-Württemberg.