Beim Kinderzahnarzt geht es etwas anders zu. Wichtig ist, dass die Kleinen den Besuch in positiver Erinnerung haben.

Ein strahlendes Lächeln, ein Leben lang – die Weichen dafür können schon sehr früh gestellt werden. „Wir raten den Eltern, mit ihrem Baby bereits nach Durchbruch des ersten Zahns zu uns zu kommen“, sagt Irene Riemer aus der Kinderzahnarztpraxis LS Kids Eppendorf. Im Mittelpunkt steht bei diesem Termin die Aufklärung rund um Zahnpflege, Ernährung und Schnullergebrauch. „Zudem gewöhnen sich die Kleinen so an den neuen Geruch und die Umgebung“, ergänzt Diana Priebe von der Zahnarztpraxis für Kinder Dr. Katharina Dorandt & Diana Priebe in Poppenbüttel.

Spätestens anstehen sollte der erste Besuch mit zwei Jahren, wenn bereits mehr Milchzähne durchgebrochen sind – und darauf folgend dann alle sechs Monate. Der Trick dabei: Meist passiert gar nichts außer Zähne zählen oder Zähneputzen mit dem Stofftier auf dem Schoß. „Es geht ja auch um die positive Erinnerung an den Zahnarzt“, sagt Priebe.

Der Wartebereich gleicht einem Abenteuerland

Das fällt in den auf Kinder spezialisierten Praxen meist nicht schwer. Der Wartebereich gleicht einem Abenteuerland, die Behandlungszimmer sind bunt gestaltet, sie tragen Namen wie Dschungel, Eisland oder Pferdezimmer, und über den Behandlungsliegen hängt zur Ablenkung häufig ein Fernseher unter der Decke.

„In der Regel haben Kinderzahnärzte eine zweijährige Zusatzausbildung, den Curriculum Kinder- und Jugendzahnheilkunde“, erklärt Riemer. Hier stehen etwa Kinderpsychologie, Kinderhypnose und Prophylaxe auf dem Stundenplan. Auch die Behandlung unterscheidet sich teilweise bei Kindern.

In herkömmlichen Praxen geht man auf die jungen Patienten ebenfalls besonders ein, wie etwa bei der Zahnärztin Dr. Katharina Boos in Barmbek: „Bei einem Dreijährigen ist Empathie natürlich wichtig.“ Bevor sie in den Mund schaut, erklärt sie erst einmal alle Instrumente, wobei Ausprobieren etwa beim Speichelabsauger ausdrücklich erlaubt ist.

Eltern sollten nicht unterschätzen wie groß ihr Einfluss ist

Für einen unbeschwerten Ablauf sollten auch die Eltern einige Regeln beachten. „Ängste übertragen sich stark auf die Kinder, deshalb hilft es, den Termin positiv einzuleiten“, so Boos. So könne man etwa ankündigen, dass der Doktor die Kindergartenzähne zählt oder sehen möchte, wie toll die Zähne geputzt sind. Negationen wie „das tut nicht weh“ oder „da passiert nichts Schlimmes“ würden hingegen eher Ängste heraufbeschwören. Auch während der Behandlung vermeidet Boos Begriffe wie Spritze, Schmerzen oder Bohrer. Der Bohrer wird dann zum Sausemann, der Speichelabsauger zum Staubsauger und die OP-Leuchte zur Sonne.

Dank vermehrter Aufklärung nimmt die Zahngesundheit bei Kindern in Deutschland zu. „Prophylaxe bildet hierfür die Grundlage“, sagt Dr. Claudia Kanitz von der Praxis Mini-Dent in Flottbek. Vor dem Zahnwechsel sollten die Kinder gelernt haben, wie wichtig das richtige Putzen ist. Gleichwohl finden sich auch alarmierende Beispiele: „Leider sehen wir manchmal schon bei Einjährigen Karies, und das ist keine Ausnahme“, berichtet Priebe. Wird das Loch früh entdeckt, reicht eine kleine Füllung aus. Kronen kommen sogar bei Dreijährigen vor, manchmal müsse ein Zahn sogar gezogen werden.

Karies liegt auf Platz eins bei Zahnkrankheiten von Kindern

„Grundsätzlich hat jedoch der Erhalt erste Priorität, da der Zahn als Platzhalter bis zum Zahnwechsel dient“, erklärt Priebe. Sonst müsse unter Umständen eine Spange als Ersatz eingesetzt werden. „Karies einfach zu belassen ist auch bei Milchzähnen keine Lösung“, sagt Riemer. Da der Zahnschmelz hier noch besonders dünn ist, entstehen schnell große Löcher. Zudem können die Bakterien über die Wurzeln die bleibenden Zähne schädigen. „Gut 70 Prozent der Karies behandeln wir mit Füllungen, 30 Prozent mit Kronen“, sagt Kinderzahnärztin Riemer. Damit die Kleinen keine Schmerzen spüren und still halten, werden umfangreichere Behandlungen mit Lachgas oder unter Narkose durchgeführt.

Karies nimmt Platz eins unter den Zahnkrankheiten bei Kindern ein. Mit Maßnahmen wie Fluoridierung oder der Versiegelung der Zähne lässt sich hier gegensteuern. „Vor allem der versteckte Zucker in Lebensmitteln setzt den Zähnen bei unzureichender Pflege zu“, so Riemer. Aber auch der Dauereinsatz von Nuckelflasche oder zu viele Süßigkeiten schaden.

Kinderzahnärzte sehen zudem immer öfter Entwicklungsstörungen der Zahnsubstanz, der Fachausdruck dafür: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). „Etwa 20 bis 25 Prozent der jungen Patienten sind betroffen“, schätzen Kanitz und Priebe. „Die Ursachen von MIH sind bisher nicht geklärt“, sagt Priebe. Um die Zähne zu erhalten, spielen hier die Fluoridierung und Fissurenversiegelung sowie engmaschige Kontrollen eine besonders wichtige Rolle. „Rechtzeitig erkannt, kann zudem die erkrankte Substanz entfernt und eine Krone aufgesetzt werden“, erklärt Kanitz.