Viele Menschen fürchten sich vor der Betäubungsspritze beim Zahnarzt. Bald könnte sie der Vergangenheit angehören.

Irgendwie muss das Betäubungsmittel in den Kiefer - denn ohne Betäubung wird eine Wurzelbehandlung oder das Ziehen eines Zahns zum blanken Horror. Bisher wird dafür in den allermeisten Fällen eine Spritze benutzt, viele Menschen haben Angst vor der Nadel und dem manchmal schmerzhaften Einstich ins empfindliche Zahnfleisch.

Damit könnte bald Schluss sein: Forscher aus São Paulo sehen Strom als Möglichkeit, auf die Spritze zu verzichten. Meistens betäuben Zahnärzte schon vor dem Setzen der eigentlichen Betäubungsspritze mit einer Salbe - sie enthält Lidocain oder Prilocain, Lokalanästhetika, die den Einstich erträglicher machen sollen. Also überlegte sich Wissenschaftlerin Camila Cubayachi und ihre Kollegen, dass man diese Stoffe doch einfach tiefer ins Zahnfleisch bringen könnte - ohne es zu verletzen, ohne Einstich.

Die Lösung des Problems: Strom, genauer gesagt die Iontophorese. Bisher kommt das Verfahren vor allem in der Dermatologie zur Anwendung - durch schwachen Gleichstrom wird die biologische Barriere des Zahnfleisches geöffnet, wodurch der Weg für die Wirkstoffe frei gemacht wird. Das Beste: Der Patient spürt nur ein leises Kribbeln.

Das Verfahren, welches bereits mit Erfolg an Schweinen getestet wurde, soll so gut betäuben wie eine Spritze - und sei außerdem billiger und berge ein geringeres Infektionsrisiko. Die Ergebnisse veröffentlichten Cubayachi und ihre Kollegen im Magazin "Colloids and Surfaces B". Nun werde an der Entwicklung eines Iontophorese-Gerät für die Anwendung im Mund gearbeitet. (cas)