Knapp 20 Prozent der Fahrzeuge weisen bei der Pflichtprüfung größere Mängel auf. Beleuchtung, Achsen und Bremsleitungen problematisch.
Bremen. So manch ein Autobesitzer zittert vor der TÜV-Prüfung . Bekommt das Auto ohne hohe Werkstattkosten eine neue Plakette? Bei jedem fünften Autofahrer bleibt diese Hoffnung unerfüllt, denn jedes fünfte Auto fällt wegen größerer Technikprobleme beim TÜV-Nord zunächst durch. Auf inzwischen 19,6 % ist der Prozentsatz der Fahrzeuge angewachsen, bei denen anlässlich der Hauptuntersuchung bei TÜV NORD erhebliche Mängel festgestellt worden sind.
Damit wären in Norddeutschland über 2,2 Millionen defekte Autos auf den Straßen unterwegs, wenn ihre Mängel nicht wegen der TÜV-Hauptuntersuchung behoben worden wären. Hochgerechnet auf den Gesamtfahrzeugbestand in Deutschland ergibt sich die Zahl von insgesamt 8,4 Millionen Fahrzeugen, die die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer und/oder die Umwelt gefährden können. Aber auch die andere Seite der Plakette zeigt weiterhin steigende Tendenz: Die Zahl der Fahrzeuge, die ganz ohne Mängel die Hauptuntersuchung absolviert haben, hat sich wieder erhöht. Immerhin auf stolze 58 %. Das ist das Ergebnis der statistischen Aufarbeitung der TÜV-Prüfungen, die von den TÜV NORD-Sachverständigen an den 220 TÜV-STATIONEN und in mehr als 10.000 Partnerwerkstätten im Zeitraum zwischen Juli 2010 und Juni 2011 durchgeführt worden sind. Im 60sten Jubiläumsjahr der Hauptuntersuchung und im 50sten der TÜV-Plakette präsentierten Harald Reutter und Klaus Jürgensen die aktuellen TÜV NORD-Zahlen in Bremen.
Das vergangene Jahr ist ein jubiläumsreiches in der Geschichte der Hauptuntersuchung. Schließlich wurde sie vor genau 60 Jahren am 1. Dezember 1951 eingeführt. Zwar hatte es zuvor schon technische Abnahmen gegeben aber ohne festen Rhythmus und auf Anordnung der Behörde. Vor 50 Jahren dann, also 1961 wurde die TÜV-Plakette eingeführt, als sichtbares Zeichen dafür, dass die Überprüfung der Verkehrsicherheit durch den TÜV stattgefunden hat und als Hinweis darauf, wann die nächste Untersuchung ansteht.
Harald Reutter, Geschäftsführer TÜV NORD Mobilität: „Die TÜV-Plakette ist zu einer besonders prägenden Erfolgsgeschichte geworden. Sie steht für technisch zuverlässige Fahrzeuge, ein hohes Maß an Verkehrssicherheit und geringem Verwaltungsaufwand.“ Die jetzt präsentierten Ergebnisse sind allerdings nicht unbedingt zum Jubilieren.
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Denn: Ein negativer Trend hat sich fortgesetzt. In den vergangenen fünf Jahren ist die Quote der Autos mit erheblichen Mängeln kontinuierlich gestiegen (von 17,1% anno 2007 auf jetzt 19,6 % (Vorjahr 19,0 %).
Aber: Auch die Zahl der Fahrzeuge, die ohne Mängel zur TÜV-Prüfung erscheinen sind, ist stetig gestiegen: In diesem Jahr sind es fast 58 von 100 Autos die als mängelfrei eingestuft wurden. (Vorjahr 57,5 %, 2007 waren es 52,7 %). Gefallen ist demnach die Zahl der Fahrzeuge, die mit geringen Mängeln auffallen. Sie liegt inzwischen bei 22,7 Prozent (Vorjahr 23,5 %, 2007: 30,2 %).
Die Zahl der Fahrzeuge, die als absolut verkehrsunsicher gelten, liegt relativ konstant zwischen 0,03 und 0,04 Prozent. Den gegenläufigen Trend (einerseits mehr Autos mit erheblichen anderseits aber auch mehr Fahrzeuge ganz ohne Mängel) erklärte Klaus Jürgensen, der die aktuellen TÜV NORD-Zahlen präsentierte: „Einerseits bauen die Hersteller gute Autos, die auch nach vielen Jahr noch ohne Mängel unterwegs sein können. Andererseits kümmern sich viele Autofahrer zu wenig um die Technik ihres Fahrzeugs. Der Autofahrer will ein funktionierendes Gefährt, das ihn sicher von A nach B bringt, ohne dass er sich darum sorgen muss. Viele scheuen dann auch aus Kostengründen regelmäßige Werkstatttermine zur Inspektion und zur Wartung. Das ist ein Fehler. Wer sich ein wenig um sein Auto kümmert und es in einer Fachwerkstatt warten lässt, kann der Hauptuntersuchung gelassen entgegen sehen.“
Auch die Mängelgruppen deuten darauf hin, dass viele Autofahrer sich oftmals nicht um den sicheren Zustand ihres Fahrzeuges kümmern. Die Mängelgruppe „Licht, Elektrik“ liegt in der Statistik immer noch weit vorne – und das obwohl die Kontrolle der Beleuchtungsanlage in der Regel relativ einfach zu bewerkstelligen ist. Die Auflistung der Mängelgruppe mit Mehrfachnennungen zeigt zudem, dass häufig sogar mehr als ein Beleuchtungsmangel am Fahrzeug entdeckt wurde. Diese Erkenntnisse decken sich mit den Erfahrungen aus der Beleuchtungsaktion, die jeweils im Oktober auch vom TÜV durchgeführt wird.
Insgesamt ergibt sich für die häufigsten Mängelgruppen die Reihenfolge „Licht, Elektrik“, „Bremsen“, „Achsen, Räder, Reifen“ und „Umweltbelastung“. Je älter die Fahrzeuge werden, desto höher ist die Zahl derjenigen, die im ersten Anlauf keine TÜV-Plakette bekommen. Bei der ersten HU im Alter von drei Jahren zeigen sich bei 5,6 Prozent der Autos erhebliche Mängel (Vorjahr 5,2 %). Im Alter von fünf Jahren sind es schon 10,2 Prozent (Vorjahr 10,4 %) und so geht es weiter bis zu den elfjährigen, von denen 27,9 Prozent zur Reparatur in die Werkstatt müssen.
Die durchschnittliche Laufleistung, die neben dem Alter auch als mängelursächlich anzusehen ist, liegt jetzt bei 52656 Kilometern bei den Dreijährigen und 133528 Kilometern bei den Elfjährigen.
Als bestes Auto gewinnt auch in diesem Jahr wieder der Toyota Prius die „Goldene Plakette“. Das Auto ist als Hybridfahrzeug konzipiert, fährt also im Mischbetrieb aus Verbrennungsmotor- und Elektroantrieb. Die gut dimensionierten Batterien sind bei Sicherheitsüberprüfungen nicht aufgefallen und zeigen eine lange Lebensdauer.
Harald Reutter: „Auch 2011 ist wieder deutlich geworden, dass der Prius als Hybridfahrzeug hohen Sicherheitsanforderungen entspricht. Damit dies im Bereich der Elektromobilität für alle Fahrzeuge gilt, engagieren wir uns als TÜV NORD massiv in dieser Thematik. Wir unterstützen das Ziel, möglichst schnell attraktive und sichere E-Fahrzeuge in den Verkehr zu bringen. Erst kürzlich haben wir eine eSTATION als Solartankstelle eröffnet und inzwischen betreiben wir eine kleine E-Fahrzeug-Flotte. Unsere Ingenieure beschäftigen sich intensiv mit dem Thema: Für die Fahrzeug- und Verkehrssicherheit, für zuverlässige Batterien, eine verbesserte Reichweite und den verbraucherfreundlichen und sicheren Umgang mit Daten.“