Der Bus der Zukunft rollt schon heute durch Bremerhaven. Er ist Teil des bislang größten Forschungsprojektes der EU zum Nahverkehr.
Bremerhaven. Auf den ersten Blick unterscheidet sich der gelb-weiße Gelenkbus nur wenig von den übrigen rund 60 Fahrzeugen des kommunalen Verkehrsbetriebes BremerhavenBus. Doch er hat es buchstäblich in sich – vor allem Fahrgastinformationssysteme, die den heutigen Haltestellen-Ansagen weit voraus sind. Immerhin handelt es sich bei dem Wagen, der im regulären Liniendienst fährt, um den europaweit ersten „Bus der Zukunft“. Er ist Teil eines von der EU finanzierten Forschungsprogramms, das neue und komfortablere Wege im Personennahverkehr ebnen soll.
Das „European Bus System of the Future“, kurz EBSF, kurvt seit einigen Wochen im regulären Liniendienst durch Bremerhaven. Gedanklich kam er bereits 2008 auf die Spur, als die EU ihr 26-Millionen-Euro-Projekt startete.
Das bislang größte EU-Forschungsprojekt für den Personennahverkehr beschäftigt sich mit vielen Details. Das Ziel: „Der Bus der Zukunft muss noch attraktiver sein als heutzutage,“ sagt der verantwortliche Projektkoordinator beim Fahrzeughersteller „Daimler Buses – EvoBus GmbH“, Helmut Warth. „In Bremerhaven erproben wir die entsprechenden Fahrgastinformationssysteme“, erläutert er.
Für den Fahrgast offenbart sich dies unter anderem in einem bunten Lichterspiel. Wenn das Fahrzeug hält, leuchten die Türrahmen von außen für den Einstieg grün und für den Ausstieg rot. Im hinteren Teil des Busses signalisieren rote und grüne Leuchtdioden an der Decke, welche Sitzplätze noch frei sind.
Auffallend sind die sechs großen Flachbildschirme im Fahrzeug und an dessen Außenscheiben. Sie informieren die Fahrgäste bereits an der Haltestelle über die Streckenführung, die nächsten Haltestellen sowie die Verbindungen. In Kürze sollen sogar noch Nachrichten der örtlichen Zeitung über die Bildschirme flimmern.
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Die technische Besonderheit: Der erste in Europa rollende Bus der Zukunft stellt den Fahrgästen alle Informationen in Echtzeit zur Verfügung. Das Herz der Anlage ist ein Computer mit Touchscreen neben dem Fahrer. Er steuert das System und liefert alle Informationen in Echtzeit – denn der Bus-Computer wird von außen mit Daten versorgt. Fahrkarten drucken kann der kleine Alleskönner auch.
Neben den fünf führenden europäischen Busherstellern sind die kommunalen Busbetriebe unter anderem aus Budapest, Göteborg, Madrid und Rom beteiligt. Die Bremerhavener kamen über den demografischen Wandel zu dem Vorhaben. „In Zukunft wird es immer wichtiger, sich auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten älterer Menschen einzustellen“, sagt BremerhavenBus-Vorstand Robert Haase: „Da zählt es auch, eine Busfahrt für Senioren so einfach wie möglich zu machen.“ Der Fokus der Bremerhavener richtete sich deshalb auf gut sichtbare, umfassende und verständliche Informationssysteme.
Bereits Anfang der 90er Jahre installierten die Bremerhavener ein rechnergesteuertes Busleitsystem, das die Linienbusse unter anderem durch eine Beeinflussung der Ampelschaltungen effizienter durch den Stadtverkehr fädelt. Jetzt sei es an der Zeit gewesen, mal wieder Innovationen zu entwickeln, meint Projektleiter Jörg Fröhlich.