Berlin. Pro Jahr werden deutschlandweit 40.000 Körperteile amputiert. Fischhaut, auf schwere Wunden gelegt, könnte diese Zahl bald verringern.
Bei chronischen Gewebedefekten könnte künftig eine Wundabdeckung aus Fischhaut Amputationen verhindern. Wie die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) mitteilt, erzielten erste Behandlungen vielversprechende Ergebnisse. Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 40.000 Zehen, Füße oder Unterschenkel aufgrund nicht verheilender Wunden amputiert.
In Island nutzt man die Haut des Atlantischen Kabeljaus oder Dorschs bereits für medizinische Zwecke: Die Fischhaut wird so aufbereitet, dass nur die zellfreie Stützstruktur, die sogenannte Matrix, bestehen bleibt. Und damit, so zeigen erste Erfahrungen, lassen sich in vielen Fällen hartnäckige Wunden verschließen. „Die Matrix kann man sich als Gerüst vorstellen, das den patienteneigenen Zellen dabei hilft, in das Wundgebiet einzuwandern und sich dort zu verankern“, erklärt DGG-Experte Holger Diener. Lesen Sie auch: Neue Warnungen: Schadet Zeitumstellung der Gesundheit?
Das macht Fischhaut so besonders
Der Chefarzt für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am niedersächsischen Krankenhaus Buchholz arbeitet bereits seit einigen Jahren mit dem Transplantat. „Seine großporige Struktur ähnelt dem Aufbau der menschlichen Haut und fördert das Einwandern und Vermehren der Hautstammzellen“, erläutert Diener die Vorteile der Fischhaut. Mehr zum Thema: So können Sie Hautprobleme digital abklären lassen
Im Gegensatz zu Transplantaten aus Rind, Schwein oder menschlicher Nabelschnur kann die Kabeljauhaut bei der Herstellung der Matrix schonender verarbeitet werden. „Zwischen Fisch und Mensch besteht kein Risiko der Krankheitsübertragung“, betont der DGG-Experte. Das fertige Produkt, das reinweißem Pappkarton ähnelt, enthält noch die fischtypischen Omega-3-Fettsäuren in hoher Konzentration – sie tragen vermutlich ebenfalls zur Wundheilung bei, wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Auch interessant: Omikron-Variante BA.2 endgültig dominant
Methode soll Diabetikern helfen
Von chronischen Wunden sind vor allem Menschen mit Diabetes betroffen. Die Stoffwechselerkrankung führt zu Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen in den Füßen. „In der Folge bleiben kleine Verletzungen oft unbemerkt, heilen schlecht ab und infizieren sich“, sagt Diener.
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Ähnliche Probleme können auch bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) auftreten, einer Durchblutungsstörung der Beine, die oft durch starkes Rauchen, Bluthochdruck oder ungünstige Blutfettwerte verursacht wird. „Bei beiden Patientengruppen hat sich die Behandlung mit der Fischhaut in der Praxis bewährt“, berichtet Holger Diener. Auch interessant: Warum habe ich noch kein Covid bekommen?