Berlin. Handys und Smartphones für Ältere sind einfach zu bedienen, gut lesbar und bieten Hilfe im Notfall – fünf aktuelle Geräte im Test.

Nicht jeder ist mit einem Smartphone in der Hand groß geworden. Technisch Ungeübte sehen sich mit unzähligen Funktionen, Einstellungen, Hinweisen, Tipps und Updates konfrontiert. Schnell verwandeln sich dann Menü-Wege in ein Labyrinth und seltsame Symbole in Fragezeichen. Für Menschen mit ausgeprägter Sehschwäche oder anderen Beeinträchtigungen kommen weitere Barrieren hinzu. Dass ein Smartphone Probleme auch lösen kann, beweisen die fünf Testkandidaten.

Sie bieten eine vereinfachte Bedienung, erleichterte Lesbarkeit sowie viele Unterstützungs- und sogar Notfallfunktionen. IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf Mobilfunkgeräte getestet, die sich vor allem für Senioren und Seniorinnen, Menschen mit Behinderungen und überhaupt alle eignen, die sich in der komplexen Smartphone-Welt weniger gut zurechtfinden.

Smartphones für Senioren punkten mit einfacher Bedienung

Wo einst noch unförmige Plastikklötzchen im Ladenregal standen, strahlt heute nur noch eine einzige Wand aus Bildschirmen. Smartphones haben das Handy fast vollständig verdrängt, verzichten auf eine Tastatur und versuchen so viel Bildschirm wie möglich unterzubringen. Das hat nicht nur Vorteile. Oft sind die Bedienelemente und Schriften sehr klein und für Unwissende ist überhaupt nicht klar, welche Funktion sich hinter welchem Symbol befindet.

Die Testkandidaten machen es besser. Das Emporia Smart.5 zeigt auf seinem großen Bildschirm mit 14 Zentimetern Diagonale sehr gut erkennbare und deutlich beschriftete Menüpunkte an. Auf dem Startbildschirm sind nur die wichtigsten Funktionen zu finden.

Senioren-Smartphone: Bebilderte Anleitung erleichtert Einstieg

Die virtuelle Tastatur überzeugt mit großen Buchstaben. Die mitgelieferte Schutzhülle bietet sogar vier echte Knöpfe für Schnellfunktionen, etwa um Anrufe zu tätigen oder die Taschenlampe zu verwenden. Auch wenn ihm solche physischen Tasten fehlen, gestaltet sich die Bedienung des GS195LS ähnlich einfach.

Das Nokia 2720 Flip ist ein klassisches Handy und auf das Wesentliche reduziert. Die meisten Schriften sind groß und gut lesbar. Zwar setzt es auf physische Tasten. Doch das Tippen von Texten auf dem Nummernfeld – etwa bei WhatsApp – ist deutlich mühseliger als auf den Smartphones. Für einen unkomplizierten Einstieg legen Emporia, Gigaset und Beafon ihren Geräten außerdem gut verständliche und bebilderte Bedienungsanleitungen bei.

Handys für Ältere: So gut ist die Notruf-Funktion

Mittlerweile bieten fast alle Smartphones nützliche Bedienungshilfen, etwa um Symbole und Schrift zu vergrößern, Kontraste zu verstärken oder sogar eine Schaltersteuerung zu nutzen. Damit können Menschen mit motorischer Einschränkung das Smartphone über angeschlossene Hebel und Schalter bedienen. Um diese Hilfen zu aktivieren, ist allerdings eine Reise in die Tiefen des Systems nötig. Unerfahrene Nutzer sollten Freunde oder Verwandte fragen, um gemeinsam die richtigen Einstellungen zu treffen.

Alle Geräte im Test bieten darüber hinaus noch weitere, sehr hilfreiche Extras zur Unterstützung oder für Notfälle: So wird per Knopfdruck ein Notruf ausgesendet, wahlweise an vorher vom Nutzer festgelegte Kontakte oder die Notrufzentrale (112). Bis auf das Nokia 2720 Flip übermitteln die Smartphones auf Wunsch den Standort.

Um den Notruf zu tätigen, reicht beim Emporia Smart.5 ein längeres Drücken der Taste auf der Rückseite der Handyhülle – schnell, einfach, bestens für den Fall der Fälle. Ähnlich funktioniert das beim Nokia 2720 Flip. Dem Gigaset GS195LS und dem Beafon M6s Premium fehlt eine physische Notfalltaste. Der Nutzer muss erst den Bildschirm anschalten und dann den entsprechenden Menüpunkt betätigen – das kostet Zeit.

Risiko bei Notfallfunktion: Darum ist ein Gerät nur mangelhaft

Das Doro 8080 verfügt zwar über eine physische Notfalltaste, doch die ist klein und schwer erreichbar. Schlimmer noch: Die vorher festgelegten Kontakte werden über eine App verständigt, die die gewünschten Kontakte aber erst installieren und einrichten müssen. Für die Verständigung im Notfall ist dann eine Internetverbindung nötig. Das birgt Risiken.

Selbst wenn Nutzer über einen entsprechenden Tarif verfügen, ist schlechter oder gar kein Internetempfang unterwegs ein Problem. Denn für Telefonate nutzen Smartphones im Vergleich zum Handy andere Frequenzen, die zuverlässiger sind. Die Notfallfunktion des Doro 8080 stufte IMTEST daher als mangelhaft ein.

Fazit: Dieses Smartphone für Senioren überzeugt im Test

Eine einfache Bedienung trotz der komplexen Technik eines Smartphones – das ist eine echte Herausforderung für die Hersteller. Am besten gelingt das Emporia beim Modell Smart.5 samt hilfreichen Extras wie der smarten Hülle. Als echter Preis-Tipp stellte sich im Test das günstige und brauchbare Beafon M6s Premium heraus.

1. Platz: Smart.5 – Emporia / Siegel: IMTEST Testsieger 11/2021

  • Preis: 249,99 Euro
  • Sehr einfach zu bedienen und viele Unterstützungs- und Notfallfunktionen: Das Smart.5 schneidet in allen Disziplinen gut ab.
  • + Sehr einfache Bedienung, Ladestation, geeignet für Hörgeräte.
  • - Einrichtung etwas umständlich, Bildschirmhelligkeit etwas gering.
  • Ergebnis: gut 2,1

2. Platz: GS195LS – Gigaset

  • Preis: 249 Euro
  • Die Bedienung beim GS195LS ist meistens übersichtlich, das Aufladen erfolgt sehr einfach über einen magnetischen Anschluss.
  • + Einfache Bedienung, ordentliche Kamera, gute Notruffunktion.
  • - Sehr wenig Tasten, nicht wasserdicht, wenig Zubehör.
  • Ergebnis: befriedigend 2,7

3. Platz: 8080 – Doro

  • Preis: 359 Euro
  • Der Bildschirm ist heller als bei den Konkurrenten, auch gibt es eine Ladestation. Die virtuelle Tastatur ist etwas klein geraten.
  • + Geeignet für analoge Hörgeräte, Ladestation, helles Display.
  • - Notruf-Funktion mangelhaft, schwache Kamera, Tastatur klein.
  • Ergebnis: befriedigend 2,9

4. Platz: M6s Premium – Beafon / Siegel: IMTEST Preis-Leistungssieger 11/2021

Preis: 169 Euro

  • Die Tastatur ist etwas klein geraten, die Menüführung etwas unübersichtlich. Das ausführliche Handbuch ist hilfreich.
  • + Ausführliches Handbuch, sehr großer Bildschirm, Notruf-Funktion
  • - Teils etwas umständliche Bedienung, etwas kleine Tastatur.
  • Ergebnis: befriedigend 3,1

5. Platz: 2720 Flip - Nokia

  • Preis: 99,99 Euro
  • Telefonieren, simsen und sogar Nachrichten per WhatsApp bewerkstelligt das Nokia gut. Allerdings ist das Texten etwas umständlich.
  • + Einfache Bedienung für das Nötigste, Notruf-Taste, günstig.
  • - Sehr wenig Speicher, mangelhafte Kamera, kleiner Bildschirm.
  • Ergebnis: ausreichend 3,6