Berlin. Tablets können Videotelefonie und sind leicht bedienbar. Wie Angehörige das richtige Modell schenken und das Gerät passend einrichten.
Wer Eltern oder Großeltern im Seniorenalter hat, steht vor der Frage: Womit könnte man dem Papa oder der Oma zum Fest eine Freude bereiten? Was wäre ihnen zu Hause eine Hilfe? Vielleicht war es nie passender als in diesem Jahr, älteren Familienmitgliedern ein flaches Stück Technik unter den Weihnachtsbaum zu legen: ein Tablet.
Ein Tablet-PC ermöglicht es nicht nur, über Videotelefonie trotz Corona-Kontaktbeschränkungen mit den Lieben Kontakt zu halten. Ältere Nutzer kommen mit dem flachen Computer dank großem Bildschirm und Fingersteuerung meist auch besser zurecht als mit Maus und Tastatur. Welche Vorzüge Tablets Seniorinnen und Senioren sonst noch bieten, worauf man beim Kauf achten sollte und wie man das Gerät altersgerecht einrichtet, erklärt der Ratgeber.
Senioren-Tablet: Bedürfnisse des Beschenkten beachten
Senior ist nicht gleich Senior – und die Modellauswahl ist üppig. Wer das passende Gerät sucht, sollte zunächst wissen, welche Bedürfnisse beim Beschenkten im Vordergrund stehen. Welche Interessen hat etwa die Oma? Wie eingeschränkt sind das Sehen, das Hören oder die Feinmotorik in den Fingern?
Zweitens: Welche Vorerfahrung ist vorhanden? Nutzt der Papa schon ein Smartphone oder hat er PC-Erfahrung, wird er neuen Geräten offener gegenüberstehen als jemand, der mit Technik und Internet bisher nichts am Hut hat. „Ein Tablet kann zwar eine gewinnbringende Lösung sein. Es erfordert aber immer auch eine gewisse Neugier und Lust beim Beschenkten, sich mit dem neuen Gerät zu beschäftigen“, sagt Sven Voelpel, Altersforscher und Professor an der Jacobs University Bremen, unserer Redaktion.
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Es helfe nichts, wenn dies nicht gegeben ist und die neue Technik aus verschiedenen Gründen abgelehnt wird. „Viele Ältere lieben dann doch das gedruckte Wort und den Geruch von Druckerschwärze in ihrer Hand“, sagt Voelpel.
Und drittens: Verfügt der Beschenkte zu Hause über einen Internetanschluss für Wlan? Oder soll der Senior über das Mobilfunknetz ins Internet gehen?
Für Ältere genügt meist ein Einsteiger-Tablet
Für die meisten Senioren genügt ein einfaches Modell. Einsteiger-Tablets sind mit 100 bis 300 Euro in der Regel günstiger als ein PC oder Laptop. Und Flach-Rechner dieser Preisklasse bieten die wichtigsten Funktionen, die auch technisch unerfahrenen und körperlich eingeschränkten Nutzerinnen und Nutzern Zugang zum Internet ermöglichen:
Videotelefonie bringt älteren Familienmitgliedern einen Gewinn. Besonders, wenn die Kinder und Enkel weiter weg wohnen – und in Corona-Zeiten seltener zu Besuch kommen. Geeignet dafür sind etwa Skype oder WhatsApp.
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Gegenüber dem Smartphone ist der größere Tablet-Bildschirm für ältere Menschen ein Vorteil. Die Schrift- und Symbolgröße lässt sich ebenso auf die Bedürfnisse anpassen wie Helligkeit und Lautstärke. Besonders aber kommt die Bedienbarkeit den oft zitierten Silver Surfern entgegen: Maus oder Tastatur sind überflüssig. Die Oberfläche lässt sich mit Wischgesten und Fingertippen bedienen. App-Symbole sind meist selbsterklärend.
Tablets lassen sich im Sitzen, Stehen oder Liegen benutzen
Bei geladenem Akku kann man das Tablet schnurlos betreiben: Egal ob im Sitzen, im Liegen oder Stehen. iPads und Android-Tablets verfügen darüber hinaus über eine einfach zu erreichende Notruf-Funktion.
Über Telefonie und Videochat hinaus bietet ein Tablet Älteren eine Reihe an Möglichkeiten, um sich sinnvoll im Alltag zu beschäftigen. Auf dem Schirm können Senioren Fotos oder Videos ihrer Liebsten betrachten.
Serien schauen, Ratgeber-Videos streamen, Merkspiele
Filme, Serien und andere Sendungen lassen sich in kostenlosen Mediatheken jederzeit abrufen. Youtube bietet neben Unterhaltung unzählige Lernvideos, von Handwerkskursen bis Koch- und Backtipps. Über Medien-Apps oder Lexika wie Wikipedia sind Informationen schnell zugänglich.
Spiele- und Rätsel-Apps regen die grauen Zellen an. Bücher lassen sich bequem online kaufen und dank großem Display und Zoom-Funktion angenehm lesen. Wer sich das zutraut, kann zudem per Tablet im Internet einkaufen, Medikamente bestellen oder seine Bankgeschäfte abwickeln.
Senioren-Tablet: Darauf kommt es beim Kauf an
Doch welches Modell soll nun unter dem Weihnachtsbaum landen? Nutzen Mama oder Opa das Tablet überwiegend zuhause im Wlan, reicht eine preiswerte WiFi-Ausführung. Vorteil: Der Besitzer kann Videos schauen, ohne Sorgen um den Datenverbrauch.
Hat der Beschenkte kein Wlan oder wird das Tablet häufig unterwegs nutzen, ist ein Tablet mit SIM-Kartenslot die bessere Wahl. Ins Internet geht es dann über das Mobilfunknetz, was jedoch einen gesonderten Datentarif erfordert.
Wichtig: Wer WhatsApp auf einem iPad nutzen möchte, benötigt eine Variante mit SIM-Kartenslot. Auf Android-Geräten lässt sich bei der Installation von WhatsApp auch eine Festnetznummer angeben.
Um die zehn Zoll Bildschirmgröße dürften für die meisten ideal sein. Hier winkt auch die größte Modellauswahl. Die Displayränder sollten nicht zu schmal ausfallen. Sonst kommt es beim Halten des Geräts schnell zu Fehleingaben. Displayauflösung und Helligkeit sollten ausreichend gut sein.
Wer häufig kleine Videos an die Großeltern den Angehörigen schicken möchte, sollte auf ausreichend internen oder auf erweiterbaren Speicher achten.
Android-Geräte sind überwiegend günstiger und die Oberfläche lässt sich mehr den eigenen Wünschen anpassen. iPads sind teurer, meist aber besser verarbeitet.
Zubehör kann das Senioren-Tablet aufwerten
Eine robuste Schutzhülle sollte gleich mitgeschenkt werden, falls das Gerät mal herunterfällt. Eine Hülle mit Aufstellfunktion erspart den separaten Tablet-Ständer. Praktisch ist zudem ein einfacher Eingabestift mit Gummispitze für wenige Euro. Das kann die Bedienung erleichtern. Bei älteren Menschen, deren Finger eine geringere Wärmeleitfähigkeit haben, streikt mitunter die Touch-Eingabe. Und warum zum Start nicht gleich einen E-Book-Gutschein mitverschenken?
„Es reicht aber nicht, das doch sehr teure Geschenk schnöde zu übergeben mit dem Hinweis: Nun können wir per Video telefonieren“, betont Altersforscher Sven Voelpel. Vielmehr sei es unabdingbar, das Gerät auf die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche des Seniors einzurichten – und ihm später während der Nutzung auch bei Fragen zur Seite zu stehen. „Sonst landet das teure Geschenk oft in irgendeiner Ecke“, sagt Voelpel.
Vor dem Verschenken: Tablet altersgerecht einrichten
Bevor man das Tablet verschenkt, kann man es schon altersgerecht einrichten: Alle nicht benötigten Apps löschen, deaktivieren oder in einem eigenen Ordner verstecken. Das hält den Bildschirm übersichtlich. Störende App-Benachrichtigungen abstellen.
Schließlich noch das Betriebssystem auf den neuesten Stand bringen. „Ältere Nutzer sind höchst verunsichert, wenn das System plötzlich nach Konto-Zugangsdaten fragt oder ein Systemupdate aufploppt“, sagt Altersforscher Voelpel.
Diese App erleichtert später das Helfen aus der Ferne
Zwei Tipps erleichtern später die Hilfe aus der Ferne ungemein: Der Senior sollte lernen, wie er bei Problemen Bildschirmaufnahmen macht und verschickt. Und mit der kostenlosen App TeamViewer QuickSupport kann man von Zuhause aus jederzeit auf das Senioren-Tablet zugreifen und kleine Probleme über große Distanzen lösen.
Mit dem Beschenkten gemeinsam richtet man das Gerät individuell ein: Neben Schriftgrößen und Lautstärke kann man gleich ein kontrastreiches Hintergrundbild einstellen. Anschließend nur Apps installieren und deren Nutzung erklären, die der Beschenkte auch verwenden möchte.
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Mit Geduld an das Senioren-Tablet heranführen
Wo Zugangsdaten notwendig sind, diese abspeichern und für den Notfall auf Papier notieren. Schließlich gilt es, die Bedienung mit Geduld zu erklären. Am Ende sollten die Eltern oder Großeltern verstehen, wie sie selbstständig Apps starten, Nachrichten lesen und verschicken, worauf sie im Internet achten müssen und natürlich: wie sie ein Videotelefonat führen.
Das ungewohnte Telefonieren am Bildschirm anfangs ruhig im Kreise der Familie üben: „Viele Ältere Menschen bereiten sich auf solche Chats vor, indem sie sich hübsch machen und sich etwas Schönes anziehen“, schildert Voelpel seine Erfahrungen „Für sie ist es eben ein Präsenztreffen, bei dem sie gesehen werden. Ist einem dies bewusst lässt sich so viel mehr aus solch einem Gespräch herausholen.“
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