Essen. Schmerzen, psychische Probleme, Allergien – nicht alle Krankheiten kann die Medizin heilen. Aber man kann selbst etwas dagegen tun.
Der erste Arzt verschreibt Tabletten. Aber der Patient spürt nur die Nebenwirkungen. Der zweite Arzt empfiehlt eine Therapie. Aber die hilft nicht. Der dritte Arzt, der vierte, der fünfte... Menschen mit einem Leiden, das anscheinend keiner beheben kann, beginnen oft einen Praxis-Marathon – ohne ans Ziel zu kommen. „Ich bin ein Verfechter der Zweitmeinung“, sagt Medizinerin Silke Heimes. „Aber nicht der Fünftmeinung.“
Die 51-Jährige versteht gut, dass sich Patienten oft nicht verstanden fühlen, sich mehr als Reparaturmedizin im Acht-Minuten-Takt wünschen. Fühlt man sich aber bei einem Arzt gut aufgehoben, sollte man bei ihm bleiben – und aktiv werden.
Chronisch krank. „Ich schreibe mich gesund“ – sich selbst besser kennenlernen
„Man ist zu jeder Zeit aufgefordert, für sich selbst Sorge zu tragen“, sagt die Autorin mehrerer Gesundheitsbücher. „Es fängt schon damit an: Was lasse ich untersuchen und was nicht? Was lasse ich behandeln und von wem?“ Die Autoritätsgläubigkeit in der Medizin müsse ein Ende haben.
„Ich schreibe mich gesund“, heißt ihr neuer Titel, in dem Silke Heimes Ideen gibt, sich schreibend mit seinem Problem auseinanderzusetzen. Auch das ist keine Garantie dafür, dass ein Leid ganz verschwindet, zumal kein Körper immer reibungslos funktioniert. Aber danach weiß man vielleicht eher, wann der Magen grummelt, der Blutdruck hochgeht, das seelische Loch sich vergrößert oder eine Allergie mit voller Wucht zurückkommt.
Darüber nur nachzudenken oder zu sprechen, sei nicht so zielführend, sagt die Schreibtherapeutin. „Wenn ich es dokumentiere, kann ich den Prozess jederzeit nachvollziehen. Ich kann gucken: Was hat funktioniert, was nicht, was hat mir gutgetan, was hat sich verschlechtert, was verbessert?“ Und dann werden auch ganz feine Unterschiede deutlich, in welchen Situationen zum Beispiel ein Schmerz ein wenig zu- und wieder abnimmt.
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Schmerzen erfragen: Wo muss ich Grenzen setzen?
„Was brauche ich, damit es mir gut geht? Was will ich in meinem Leben? Und wo möchte ich und muss ich in Zukunft Grenzen setzen?“, zählt Silke Heimes ein paar wichtige Fragen auf, die man sich selber stellen sollte. „Das klingt so allgemein, aber das hat unfassbar viel mit Krankheiten zu tun.“
Insbesondere die Frage nach den eigenen Grenzen: „Viele chronisch Kranke haben sich im Leben oft selbst hinten angestellt.“ Es sei wichtig, zu überlegen, „wie will ich mich selbst behandeln, wie will ich von anderen behandelt werden?“
Ist die Psyche stabil, geht es auch dem Körper besser
„Die Psyche spielt bei der Krankheitsentstehung eine große Rolle“, sagt Silke Heimes. „Wenn ich es schaffe, meine Psyche zu stabilisieren, dann wird es mir auch körperlich besser gehen.“ Ein einfaches Beispiel: Ist man innerlich aufgewühlt, kann auch schon etwas Fantasie beruhigen, indem man sich vorstellt und schlicht am besten mit der Hand aufschreibt: „Ich liege in der Hängematte.“
• Silke Heimes’ neuer Titel „Ich schreibe mich gesund“ (dtv, 240 S., 18 €) ist zugleich ein 12-Wochen-Programm. In dem Buch gibt die Ärztin Schreibimpulse, um sich mit seinem Leben und der Krankheit auseinanderzusetzen.
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