Berlin. Zecken können gefährliche Krankheiten beim Menschen auslösen - FSME und Borreliose. Was bei einer Infektion zu tun ist.

  • Zecken können Erreger übertrage, die beim Menschen FSME und Borreliose auslösen können
  • Eine Infektion zu erkennen ist nicht immer einfach
  • Lesen Sie hier, welche Symptome bei FSME und Borreliose auftreten und was Sie tun können

Zecken sind nicht nur lästig - die Spinnentiere können auch Krankheitserreger übertragen, die beim Menschen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose auslösen. In Deutschland erkranken zwischen 60.000 und 200.000 Menschen pro Jahr an Borreliose. FSME ist seltener, im Jahr 2020 wurden über 500 Fälle gemeldet.

Besonders die Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist tükisch. Viele Infektionen verlaufen nahezu symptomlos, die Spätfolgen machen sich erst Monate oder sogar Jahre später bemerkbar. Während FSME vorrangig in Süddeutschland auftritt, ist Borreliose in ganz Deutschland verbreitet.

Lesen Sie hier: Zecken breiten sich in neuen Gebieten aus

Borreliose: Was macht die Infektion im Körper?

Borreliose kann „verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke“, erklärt das Robert-Koch-Institut (RKI). „Ein wichtiges Symptom ist die sogenannte Wanderröte – eine ringförmige Rötung um die Einstichstelle“, erklärt Dr. Christine Klaus vom Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten am Friedrich-Loeffler-Institut, „sie tritt allerdings nicht immer auf“.

Der Entzündungsherd bei einer Borrelioseinfektion durch einen Zeckenstich.
Der Entzündungsherd bei einer Borrelioseinfektion durch einen Zeckenstich. © Getty Images/iStockphoto | anakopa

Borreliose: Anzeichen, die erst Monate später auftauchen

  • Dazu können auch unspezifische Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen kommen.
  • Nach bis zu sechs Monaten können bei unbehandelten Infizierten brennende Nervenschmerzen und leichte Lähmungen der Hirnnerven auftreten, was zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen führen kann.
  • Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, „sind Antibiotika sehr gut wirksam, eine Impfung gibt es jedoch nicht“, sagt Klaus.
  • Eine nicht rechtzeitig behandelte oder gar nicht diagnostizierte Borreliose könne in eine chronische Form übergehen, die in manchen Fällen nur sehr schwer zu behandeln sei.

„Überall, wo Zecken vorkommen, kann man sich mit Borrelien infizieren. Aber nicht alle Zecken tragen die Erreger in sich“, so die Parasitologin, „die Infektionsrate kann zwischen fünf und über 50 Prozent liegen, also führt auch nicht jeder Stich einer infizierten Zecke zur Erkrankung.“ Nach Angaben des RKI dauert es nach dem Einstich ein bis zwei Tage, bis Borrelien übertragen werden, wird die Zecke rechtzeitig entfernt, lässt sich das Risiko einer Infektion minimieren.

Frühsommer-Meningoenzephalitis: So gefährlich ist FSME wirklich

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird hauptsächlich durch Zecken übertragen.

  • Schon kurze Zeit nachdem der Blutsauger sein Opfer angezapft hat, wandern die Viren über.
  • Kommt es zu einer Infektion, verläuft diese im Extremfall in zwei Phasen: Zunächst treten „grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schwindelgefühl und Erbrechen“ auf, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf der Seite infektionsschutz.de.
  • Nach einer bis zu dreiwöchigen fieberfreien Zeit komme es bei einigen Patienten zu einer Entzündung der Hirnhäute, die erneut von Fieber, Übelkeit und Erbrechen begleitet wird.

Hinzu kommen Ausfälle des Nervensystems, in schweren Fällen kann es auch zu einer Lähmung des ganzen Körpers oder zum Koma kommen. Vor allem bei älteren Menschen könnten Folgeschäden zurückbleiben, warnt die BZgA. „Gegen FSME gibt es eine wirksame Impfung. Im Falle einer Erkrankung ist allerdings nur noch eine symptomatische Therapie möglich“, sagt Parasitologin Klaus. Experten warnen, dass sich das gefährliche FSME-Virus ausbreitet und nicht mehr nur in Süddeutschland auftaucht.

Zwar ist die Krankheit selten und nicht ansteckend, bei 70 bis 95 Prozent der Infizierten bleibt die zweite Phase der Krankheit aus. Dennoch empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Grundimmunisierung oder eine Auffrischungsimpfung für Personen, die in FSME-Risikogebiete reisen, dort wohnen oder Zecken aus beruflichen Gründen ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Förster, Landwirte oder Wissenschaftler im Labor. In diesen Fällen übernimmt meist die Krankenkasse die Kosten.

Tropeninstitute, Gesundheitsämter aber auch viele Hausärzte beraten dazu, in welchen Ländern eine Impfung sinnvoll sein könnte. Wie man sich präventiv vor Zecken schützen kann, lesen Sie hier.

Zecken entfernen: So macht man es richtig

Um eine Infektionskrankheit zu vermeiden, gilt es, den blutdürstigen Plagegeist so schnell wie möglich aus der Haut zu ziehen. Zum Beispiel in der Apotheke gibt es dafür speziell geformte Pinzetten, Karten oder Zangen. Experten empfehlen, die Zecke nah an der Haut zu greifen und vorsichtig herauszuziehen. Ob dabei eine leichte Drehbewegung sinnvoll ist, ist umstritten – das RKI rät davon ab. Besonders wichtig: Das Tier muss an den Beißwerkzeugen gepackt werden, auf keinen Fall am Körper quetschen.

Auch Öl und Klebstoff haben bei der Zeckenentfernung nichts zu suchen, beides kann den Blutsauger reizen, sodass er vermehrt Speichel und damit Krankheitserreger in die Wunde absondert. Die Stiftung Warentest empfiehlt, das Tier mit Vereisungsspray zu betäuben, so lasse es sich leichter abziehen. Zur anschließenden Desinfizierung empfehlen die Arzneimittelexperten der Stiftung die Mittel Sepso J Lösung mit dem Wirkstoff Providon-Jod oder Octenisept mit Phenoxyethanol.