Wer etwas Gutes tun will, achtet auch bei Kleidung auf umweltfreundliches Material, eine nachhaltige Produktion und gute Arbeitsbedingungen.
Dessau-Roßlau. Jutesack, Strickzeug und Jesuslatschen: So sieht das Klischee von Ökomode aus. Das ist aber längst nicht mehr so: Die Kleidung steht unter modischen Aspekten herkömmlicher Kleidung in nichts nach. Auch an kreativen Ideen mangelt es der Branche nicht – dazu gehört auch das Recycling von Stoffen.
So schneidert beispielsweise das Label Ehrensache aus Bayreuth Handtaschen aus entsorgter Ballonseide sowie ausgedienten Anzügen und Krawatten. Der Berliner Designer Daniel Kroh macht aus gebrauchter Arbeitskleidung hippe Streetwear und nennt das „Reclothing“, angelehnt an Recycling. Nicht nur Öko-Seide und Öko-Baumwolle verwendet das Label Kaska Hass, sondern es spielt thematisch auch mit den Naturelementen Sonne, Wasser und Wind.
Ökomode wie diese findet man noch vor allem bei kleinen Unternehmen mit Sinn für Details. So wird bei Banuq etwa auch darauf geachtet, dass die Etiketten aus nachhaltiger Produktion stammen und die Knöpfe aus robusten Naturmaterialien wie Horn oder Kokos sind. Die Männerklamotten werden mit Naturfarben gefärbt und bestehen aus recycelter Wolle oder Biofasern.
Der zunehmende Erfolg von Ökomode geht auf ein gesellschaftliches Umdenken zurück: Verbraucher denken immer stärker an den Naturschutz - auch bei Klamotten.
Daher spielt auch die Art und Weise der Produktion eine große Rolle: „Bei der Ökomode geht es stärker als bei Lebensmitteln neben dem Gesundheitsaspekt auch immer um moralische Kriterien“, sagt Susanne Heutling vom Umweltzeichen Blauer Engel des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau. Die Verbraucher fragen sich: Was nützt die beste Biobaumwolle auf der Haut, wenn sie unter schlimmen Arbeitsbedingungen entstanden ist oder von Kindern verarbeitet wurde?
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Genau das prüft beispielsweise das Fairtrade-Siegel, das Taschen, Bettwäsche oder Klamotten aus Baumwolle auszeichnet. „Das Label ist in erster Linie ein soziales, allerdings mit ökologischen Kriterien“, erklärt Dennis Müße von Fairtrade Deutschland. Das bedeute, die Herstellungsbedingungen müssen fair sein, und zugleich müssen Ökostandards wie das Verbot von genmanipulierter Baumwolle und des Einsatzes von Insektiziden eingehalten werden.
Die Hersteller legen bei ihrer Ökomode Wert auf verschiedene Punkte. Neben ressourcenschonendem Material ist es manchen etwa wichtig, dass der Produktionsablauf ökologisch vertretbar ist: „Es ist doch krass, dass für die Herstellung von Markenjeans Baumwolle aus China importiert, diese zur Verarbeitung in die Türkei und anschließend zum Nähen nach Afrika geschickt wird, um sie dann wieder in China einfärben zu lassen und schließlich als fertiges Produkt nach Europa zu verschiffen“, beklagt Davide Grazioli, Designer und Gründer des Labels Banuq.
Die Taschen und Accessoires des Labels Aehrenkranz werden daher in Bayern genäht, und das Leder stammt von Rindern aus Bayern, viele davon aus ökologischer Landwirtschaft. Daneben legt die Designerin Annette Becker Wert auf den Ökoaspekt bei der Verarbeitung des Materials: „Meine aktuelle Taschenkollektion ist mit Naturfarben gefärbt statt chromgegerbt.“
Zur nachhaltigen Mode gehört auch der Gedanke der Entsorgung: Das Unternehmen Trigema Change beispielsweise praktiziert das „Cradle to Cradle“-Prinzip: Jedes Kleidungsstücke könnte, wenn es ausgedient hat, auf einem Kompost entsorgt werden und würde dort restlos verrotten.
Für den Verbraucher sind die Ökostandards allerdings nicht immer gut zu durchschauen. Ökologische Mode sei kein geschützter Begriff, erläutert Claudia Kersten von der Organisation Global Organic Textile Standard. Dementsprechend groß sei die Zahl der Labels, die mit den diversen Ökoversprechen werben. Orientierung bieten zwar Ökosiegel, doch ihre Bandbreite ist ebenso groß, und ihre Standards sind – wie die Herangehensweise der Hersteller – nicht einheitlich definiert.
Wer Ökomode daher nach Siegeln bewerten wolle, sollte laut Kersten darauf achten, dass die Kriterien transparent und frei zugänglich sind und die Produkte von unabhängiger Stelle geprüft werden. „Das ist bei firmeneigenen Labeln oftmals nicht der Fall.“