Apples Tablet-Computer auch in Deutschland - wir berichten in loser Folge, was uns in den ersten Tagen mit dem iPad so passiert.

Unterwegs Zugang zum Netz - (fast) nur mit WLAN

Ein wenig peinlich ist es schon. Ich habe mich zum "Praxistest" aufgemacht und versuche in einem Cafe, das iPad auf seine Alltagstauglichkeit zu testen. Zunächst: meine Sorge, ich könnte als "Angeber" in dem Cafe auffallen, war unberechtigt. Offenbar ist das iPad durch die mediale Aufmerksamkeit der vergangenen Wochen für die meisten Cafebesucher nichts besonderes mehr. Wenn jemand das iPad auf dem Tisch entdeckt, dann erregt es - so jedenfalls der Eindruck - kaum mehr Aufmerksamkeit als ein normales Netbook.

Schön so, denke ich, als mich dann doch ein junger Mann anspricht und fragt, ob er das iPad mal "anfassen" dürfe. Während ich ihm das Gerät in die Hand drücke, wird mir wieder das ästhetische Vergnügen bewusst, das ich jedes Mal beim Berühren des iPad empfinde. Vielleicht rührt die Faszination des Gerätes auch daher. Es ist eben nicht, wie so viele andere, nur ein Computer. Es berührt im Positiven die Sinne. Man mag immer wieder darüber streichen, es anfassen. In seiner edlen Schlichtheit beweist das Produkt aus Cubertino - wieder einmal -, dass Alltagsgeräte nicht nur praktisch, sondern schön und praktisch sein können.

Während der junge Mann, der sich inzwischen an meinen Tisch gesetzt hat, mit dem iPad ein wenig "rumspielt", fällt mir eine oft mit meinen Eltern geführte Diskussion ein. Ich habe nie verstanden, warum wir daheim Abend für Abend das "Alltagsgeschirr" nutzten und nur zur besonderen Anlässen das besonders edle Geschirr rausholten. So, als wäre der Alltag unwichtiger als die Sonn- und Feiertage. Vielleicht empfinde ich daher immer eine besondere Freude, wenn ich Alltagsgegenstände als besonders schön empfinde.

Inzwischen habe ich das iPad wieder für mich und Apple dürfte demnächst einen neuen Kunden begrüßen dürfen. Ich hingegen stoße das erste Mal an die Grenzen meiner Neuerwerbung. Da mein iPad nicht mit einem Telefonchip ausgerüstet ist, bleibt mir nur die Möglichkeit, mit Hilfe eines WLAN ins Netz zu gehen. In meinem Cafe aber gibt es den drahtlosen Zugang nicht. Leider. Das ist ein grundsätzliches Problem hierzulande. Die Zahl der öffentlich frei zugänglichen Hotspots ist - anders als in den USA - gering. Daran wird sich nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 12. Mai wohl in absehbarer Zeit kaum etwas ändern.

Schließlich haben die Richter entschieden, dass Privatpersonen verpflichtet sind, ihren drahtlosen Internetzugang mit einem Passwort zu schützen. Ziel der Richterentscheidung ist es, den Missbrauch drahtloser Internetzugänge durch Dritte zu verhindern. Wer seinen Zugang nicht durch ein Passwort schützt, muss mit einer sogenannten Abmahngebühr rechnen, sollte jemand den Zugang missbräuchlich, zum Beispiel für illegale Musik-Downloads, nutzen.

In den USA habe ich in den vergangenen Tagen erleben können, wie man dort mit dieser Problematik umgeht. Wenn man, in einem Cafe zum Beispiel, einen drahtlosen Zugang zum Internet entdeckt, wird man in der Regel zunächst aufgefordert, gesetzlichen Bestimmungen und Regeln für die Nutzung des Internets zuzustimmen. Eine spezielle Anmeldung oder gar persönliche Authentifizierung wird zumeist nicht verlangt. Das schafft für die Betreiber des Cafes eine gewisse rechtliche Sicherheit, setzt aber die Hürde für den Internetzugang nicht zu hoch. Vielleicht ist das ja ein Weg, den man auch hierzulande gehen kann.

Für mein iPad ist hier heute nichts zu machen. Damit aber sind viele der faszinierenden Möglichkeiten, die das iPad ausmacht, wie E-Mails unterwegs lesen zu können, das Nutzen von Facebook zur Kommunikation mit meinen Freunden oder die Recherche im Internet unmöglich. Eine (teurere) Lösung für "mein Problem" gibt es natürlich: Man entscheidet sich beim Kauf eines iPads hierzulande gleich für die Ausstattung mit einer Telefonkarte. Dann hat man an jedem Ort die Möglichkeit, ins Netz zu gehen. Und den Telekommunikationsanbieter freut es auch: er verdient mit.