Berlin. Demenz gilt als eine der schwersten Erkrankungen des Alters. Um vorzubeugen, haben Forscher einen wirkungsvollen Schutz herausgearbeitet.
Demenz und Alzheimer für alle Zeit besiegen – das ist das Ziel tausender Wissenschaftler auf diesem Planeten. Immer wieder gibt es vielversprechende Ansätze und verbesserte Medikamente. Dabei zeichnet sich (leider) vor allem eines ab: Eine allgemeingültige Heilung etwa in Form einer Wunderpille wird es wohl zumindest in näherer Zeit nicht geben, da die Erkrankung bei vielem Menschen unterschiedlich verläuft und so individuelle Behandlungsoptionen benötigt werden.
Somit ist auch jeder einzelne von uns selbst gefragt, seine eigene Lebensweise und Ernährungsgewohnheiten anzupassen, um der Erkrankung vorzubeugen. Eine hilfreiche Möglichkeit haben jetzt Forscher des University College London in England entdeckt. Demnach kann regelmäßige Bewegung einen 24 Stunden andauernden Schutzschild vor einer Demenzerkrankung bilden. Auch der Schlaf spielte eine entscheidende Rolle. Doch wie genau funktioniert das?
Demenz-Studie: Forscher machen erfreulichen Fund
Für die Studie wurden 76 erwachsene Probanden im Alter zwischen 50 und 83 untersucht, die kognitiv gesund waren. Die Studienteilnehmer wurden dafür über einen Zeitraum von mehreren Tagen mit Bewegungstrackern ausgestattet, die sowohl die tägliche Aktivität als auch das Schlafverhalten maßen. Jeden Tag mussten die Studienteilnehmer zudem online einen Test absolvieren, in dem die kognitive Leistungsfähigkeit überprüft wurde. Zudem wurden die Schlafphasen über einen entsprechenden Tracker überwacht.
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Das Ergebnis: Diejenigen, die sich viel bewegten und dementsprechend aktiv waren, hatten direkt nach dem Sport eine deutlich gesteigerte Hirnaktivität, die auch bis zu 24 Stunden anhielt. Denn: Je besser unser Gehirn durchblutet ist, desto geringer ist das Risiko, dass sich die gefährliche Plaques ablagern können – also Eiweißverbindungen, die für die Auslösung von Demenz hauptverantwortlich sind.
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Dr. Mikaela Bloomberg, Hauptautorin der Studie, sagte in einem Statement: „Das Studienergebnis zeigt, dass das Kurzzeitgedächtnis von physischer Bewegung deutlich länger profitiert, als wir bisher dachten – möglicherweise sogar bis zum nächsten Tag anstatt nur für ein paar Stunden.“
Schon wenig Bewegung reichte aus
Je anstrengender die durchgeführten Bewegungen war, desto besser waren das Erinnerungsvermögen der Probanden. Auch das episodische Erinnerungsvermögen, also die Erinnerung an spezifische Ereignisse, funktioniert deutlich besser.
Wichtiger Punkt: Man muss nicht stundenlang auf dem Stepper stehen, um einen positiven Effekt zur erzielen. Den Forschern zufolge reicht schon ein Spaziergang in einem etwas flotteren Gehstil. Bloomberg: „Moderate oder stärkere Aktivität meint alles, was den Puls nach oben treibt. Das kann etwa schnelles Laufen oder Treppensteigen sein. Es muss kein stukturierter Sport sein.“
Schlaf als Demenz-Abwehr
Zudem spielte den Forscher zufolge Schlaf eine entscheidende Rolle: Je mehr Zeit die Probanden in der sogenannten Slow-Wave-Schlafphase verbrachten, also der tiefsten Schlafphase, desto besser waren die gemessene kognitive Leistungsfähigkeit.
Der Grund: Durch die Bewegung wird der Blutfluss zum Gehirn angeregt und sorgt dafür, dass Neurotransmitter wie Dopamin und Norepinephrine angekurbelt werd. Diese beiden Stoffe unterstützen die Hirnleistung massiv. Während diese Ausschüttung normalerweise nur wenigen Stunden andauert, konnten die Forscher jetzt zeigen, dass das Hirn noch deutlich länger davon profitiert.
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Bisher ist jedoch noch unklar, wie sich die regelmäßige Bewegung langfristig auf die Prävention von Demenz auswirken könnte. Prof. Andrew Steptoe, Co-Autor der Studie: „Wir können aus dieser Studie nicht ableiten, ob diese kurzfristige Steigerung der kognitiven Leistung zu einer längerfristigen kognitiven Gesundheit beiträgt“. Einfach ausgedrückt: Ob man sich durch ausreichende Bewegung langfristig vor Demenz oder Alzheimer schützt, ist noch unklar. Das soll jetzt aber in weiteren Studien geklärt werden, an der dann auch eine größere Probandengruppe teilnimmt. Regelmäßige Bewegung sollte bis dahin also das Mittel der Wahl sein.