Berlin. Bauchfett könnte das Alzheimer-Risiko erhöhen. Das zeigt eine neue Studie. Warum es dem Gehirn schadet und wie sich das aufhalten lässt.

Überschüssige Pfunde können verschiedene Erkrankungen verursachen. Besonders viszerales Fett im Bauchraum macht krank. Dieses Fettgewebe ist nicht nur ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, sondern steht laut einer neuen Studie auch im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer.

Im November 2023 veröffentlichte Dr. Cyrus Raji mit seinem Team eine Pilotstudie, deren Ergebnisse und Erweiterung kürzlich auf der Konferenz der „Radiology Society of North America“ (RSNA) 2024 präsentiert wurden. Dabei wurde erstmals ein Zusammenhang zwischen viszeralem Fett und der Ablagerung von Amyloid im Gehirn bei Menschen in ihren 40ern und 50ern festgestellt. Zudem zeigte die Erweiterung der Studie eine Verbindung zwischen viszeralem Fett und Tau-Proteinen.

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Zwei Phasen Untersuchung: 80 Personen mit einem BMI von 32

Die Untersuchung wurde in zwei Phasen durchgeführt. Zunächst wurden Messungen an 32 Männer und Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren vorgenommen. In einer zweiten Phase wurde weitere 48 Personen aufgenommen, deren durchschnittlicher Body-Mass-Index (BMI) bei 32 lag, was als fettleibig gilt.

Die Forscher setzten verschiedene hochentwickelte Technologien ein: Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) des Bauchraums wurde das Volumen des viszeralen Fetts präzise gemessen. Für den Nachweis von Amyloid- und Tau-Proteinen im Gehirn kam die Goldstandard-Amyloid-Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zum Einsatz. Zusätzlich wurden Bluttests durchgeführt, um Insulinresistenz anhand von Nüchternplasmainsulinwerten und Glukosetoleranztests zu analysieren.

Ergebnisse der Studie: Zusammenhang zwischen viszeralem Fett und Alzheimer

Die Forscher entdeckten, dass eine höhere Menge an viszeralem Fett mit Entzündungen und Amyloidablagerungen im Gehirn zusammenhängt. Auch der Zusammenhang zu Tau-Proteinen wurde bestätigt. Amyloid-Plaques und Tau-Proteine gelten als wichtige Marker für die Alzheimer-Krankheit. Das viszerale Fett hatte nicht nur Einfluss auf die Ansammlung von Proteinen, sondern war auch mit einer Schrumpfung des Hippocampus verbunden, einem entscheidenden Bereich für das Gedächtnis.

Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler, dass Menschen mit erhöhtem viszeralem Fett häufig unter Insulinresistenz und abnorm hohen Insulinwerten litten. Diese Stoffwechselstörungen verstärken die schädlichen Auswirkungen des Bauchfetts und könnten das Risiko für Alzheimer weiter erhöhen.

Obwohl frühere Studien die Rolle eines hohen BMI bei der Schädigung der Gehirnzellen gezeigt haben, wurde in keiner vergleichbaren Studie die unterschiedliche Rolle von viszeralem und subkutanem Fett oder des Stoffwechselprofils untersucht, insbesondere im Hinblick auf die Alzheimer-Amyloid-Pathologie in der Lebensmitte, wie die Hauptautorin der Studie Mahsa Dolatshahi, M.D., M.P.H., promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mallinckrodt Institute of Radiology (MIR) an der Washington University School of Medicine in St. Louis, Missouri betonte.

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WHO warnt vor globaler Fettleibigkeit: Lebensstiländerungen könnten Alzheimer-Risiko senken

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass bis 2050 mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung übergewichtig oder fettleibig sein könnte. Allein in den USA könnten bis dahin fast 260 Millionen Menschen betroffen sein. Angesichts dieser alarmierenden Prognosen betonen die Forscher, dass Veränderungen im Lebensstil, die auf eine Reduzierung des Bauchfetts abzielen, die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit positiv beeinflussen könnten.

Dr. Dolatshahi erklärte auf der Radiology Society of North America (RSNA), dass dieses entscheidende Ergebnis darauf zurückzuführen sei, dass die Forscher die Alzheimer-Pathologie bereits in der Mitte des Lebens untersuchten – speziell in den 40er und 50er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt befände sich die Krankheit noch in ihren frühesten Stadien. Daher seien Änderungen wie Gewichtsreduktion und die Verringerung des viszeralen Fettes besonders effektiv, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder zu verzögern.