Berlin. Für viele Menschen ist Zusammenziehen ein wichtiger Schritt. Ältere Menschen entscheiden sich aber oft dagegen – und genießen Vorteile.

Für viele Paare ist das Zusammenziehen und ein gemeinsames Leben die Idealvorstellung. Dass Paare auch räumlich getrennt leben können, ist oft nur ein Übergangskonzept, das man von jüngeren Menschen kennt, die sich eine gemeinsame Wohnung oder ein Haus noch nicht leisten können. Doch eine neue Studie zeigt: Besonders Menschen über 60 entscheiden sich zunehmend dafür, als Paar dauerhaft räumlich getrennt zu leben – und profitieren davon.

Die im „Journal of Gerontology: Social Sciences“ erschienene Studie von der Lancaster University in England stützt sich dafür auf Daten der britischen „Household Longitudinal Study“, in der die über 60-Jährigen, ihre Beziehungen und ihre psychische Gesundheit zwischen 2011 und 2023 beobachtet wurden. Das Ergebnis überrascht: Ältere Menschen, die räumlich getrennt leben, berichteten von besserem Wohlbefinden und besserer psychischer Gesundheit.

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Bei den über 60-Jährigen, die eine neue Beziehung eingehen, ist dieses Modell besonders beliebt und kommt zehnmal häufiger vor als eine Heirat. Auffällig dabei: 64 Prozent der älteren Paare, die diese Beziehungsform wählen, wohnen weniger als 30 Minuten voneinander entfernt. Zudem zeigt die Studie, dass diese Partnerschaften oft gleichberechtigter gestaltet sind. Es bedeutet für viele der Teilnehmer mehr Autonomie und konnte eine ausgewogenere Verteilung von Verantwortung schaffen.

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Getrenntes Zusammenleben weniger belastend als Trennung – Frauen profitieren am meisten

Zwar bleibt die Ehe auch in diesem Alter ein Stabilitätsfaktor mit einem leicht stärkeren positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit, doch die Studie konnte zeigen, dass die Auflösung eheähnlicher Gemeinschaften weniger belastend für die Befragten ist als die Scheidung oder das Ende einer festen Partnerschaft.

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Besonders Frauen profitieren laut Untersuchung von einer räumlichen Trennung. Frühere Studien belegten, dass Ehe und Zusammenleben stärker die psychische Gesundheit von Männern als die von Frauen fördern. Ein Grund dafür: Frauen übernehmen in Beziehungen oft einen überproportionalen Anteil an Hausarbeit und Pflegeverpflichtungen. Dies kann die Vorteile einer Partnerschaft für Frauen schmälern.