Berlin. Handys sollten in der Beziehung privat bleiben. Doch wenn Sie diese Apps bei Ihrem Partner sehen, könnte Untreue im Spiel sein.

In Zeiten des Internets sind Seitensprünge und Affären einfacher denn je. Bereits in den frühen 2000ern lockten Fremdgeh-Portale wie Ashley Madison mit schnellen und diskreten Abenteuern außerhalb der Beziehung. Doch während der Familien-Computer damals noch ein höheres Risiko für die Fremdgehenden bedeutete, lassen sich Seitensprung-Apps auf Smartphones leichter verheimlichen.

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Auch wenn laut einer Parship-Umfrage 2019 jede dritte Frau und jeder fünfte Mann zugaben, schon einmal das Handy des Partners oder der Partnerin durchsucht zu haben: Die Kontrolle über das Smartphone des Anderen sollte eigentlich kein Teil einer gesunden Beziehung sein. Im Gegenteil: Unbegründetes Misstrauen und Eifersucht können Partnerschaften auf Dauer zerstören, wie die Paarberaterin Sylvia Fauck unserer Redaktion erklärte.

Dennoch kann es immer wieder vorkommen, dass Sie den Handy-Bildschirm des Partners oder der Partnerin im Alltag zufällig aus dem Augenwinkel sehen – ob abends auf dem Sofa oder bei einer langen Bahnfahrt. Wenn Sie darauf eine der folgenden Fremdgeh-Apps sehen, sollten die Alarmglocken läuten: Sie könnten ein Zeichen für Untreue sein.

Mobile phone addiction - couple is texting and browsing in the bed
Viele Fremdgeh-Apps haben ein unscheinbares Logo und sind wenig bekannt. © iStock | praetorianphoto

Fremdgeh-Apps: Das sind die bekanntesten Programme für Seitensprünge

Wer fremdgehen will, findet dafür bekanntlich immer einen Weg – und der muss nicht immer direkt über die Seitensprung-App führen. Erst im vergangenen Jahr hatte eine Studie einer französischen Uni gezeigt, dass von 1.387 befragten Tinder-Nutzern und -Nutzerinnen zwischen 18 und 73 Jahren ganze zwei Drittel bereits in einer Beziehung oder sogar verheiratet sind.

Wie viele deutsche Nutzer und Nutzerinnen es insgesamt auf den unterschiedlichen Seitensprung-Apps und -Portalen gibt, ist dagegen nicht bekannt. Klar ist aber: Kritik gab es in Testberichten oft an der verhältnismäßigen hohen Zahl an männlichen Nutzern. Frauen bekommen ihre Mitgliedschaft auf vielen der Portale und Apps daher umsonst oder zu einem reduzierten Preis.

C-Date: Seitensprung-App verspricht Kontaktgarantie

Die Plattform C-Date gibt es seit 2008 und gehört zu den populärsten Dating- und Seitensprung-Apps in Deutschland. Je nach Quelle nutzen den Dienst weltweit zwischen 36 und 40 Millionen Nutzerinnen und Nutzer – rund vier Millionen von ihnen leben hier. Direkt bei der Anmeldung können sie auswählen, wonach sie suchen: von einer Affäre über den Ausbruch aus dem Alltag bis hin zur festen Beziehung.

C-Date
Rund vier Millionen Deutsche sollen C-Date nutzen.

Der Name ist bei C-Date – angelehnt an „Casual Dating“ (Deutsch: zwanglose Verabredung) – also hin und wieder Programm. Zudem wirbt die App mit einem besonderen Schutz der Privatsphäre, etwa durch spezielle Filter zur Unkenntlichmachung der Fotos oder durch die individuelle Freigabe von Bildern an die sogenannten Matches. Wer fremdgehen will, kann dies hier also relativ geschützt tun.

Allerdings kostet das auch Geld. So kostet das Premium-Angebot laut Webseite je nach Vertragslaufzeit zwischen 39,90 und 71,90 Euro im Monat. Testberichten (aus denen die App regelmäßig als Sieger hervorgeht) zufolge bezahlen Männer dabei am meisten. Frauen auf der Suche nach anderen Frauen oder Paaren nutzen den Dienst zum reduzierten Preis, Hetero-Frauen sogar umsonst.

Victoria Milan: Für brenzlige Situationen gibt es einen Panik-Knopf

Auf der App von Victoria Milan dreht sich alles um Affären.
Auf der App von Victoria Milan dreht sich alles um Affären.

Auf der App des Portals Victoria Milan geht es explizit und ausschließlich um Seitensprünge. Wer in seiner Beziehung die Leidenschaft vermisse, heißt es in der App-Beschreibung, finde hier garantiert eine spannende Affäre. Rund 4,5 Millionen User und Userinnen sollen den Dienst laut Unternehmens-Angaben weltweit nutzen. Dabei werben die Herstellenden besonders mit der Anonymität.

So brauche es für die anonyme Anmeldung keine real existierende E-Mail-Adresse, bei der Kreditkartenabrechnung erscheine der Name eines Restaurants im Bankverlauf. Zudem gibt es in der App einen sogenannten Panikbutton, über den sich der Seitensprung-Bildschirm schnell verbergen lässt. Kosten für das unmoralische Angebot: im Premium-Paket je nach Laufzeit zwischen 29 und 69 Euro monatlich für Männer, für Frauen umsonst.

Joyce: Daten, ohne dabei gesehen zu werden

Die App Joyce gehört zur Swinger-Webseite Joyclub.
Die App Joyce gehört zur Swinger-Webseite Joyclub.

Die Dating-App Joyce existiert seit 2017 und gehört zum Sex- und Swingerportal Joyclub. Sie richtet sich sowohl an Singles als an Paare, gilt auf Seitensprung-Testportalen allerdings auch als zuverlässige App fürs Fremdgehen. Das könnte am Fokus auf den deutschen Markt und dem vergleichsweise niedrigen Preis liegen: Das teuerste Premium-Paket für Männer kostet hier etwa 32 Euro im Monat, das günstigste etwa 12 Euro. Frauen und Paare zahlen rund 6 Euro im Monat.

Wie bei anderen Dating- und Seitensprung-Apps wirbt auch Joyce mit Diskretion und Anonymität: Nutzer und Nutzerinnen können im Unsichtbar-Modus andere Profile durchstöbern, ohne dabei gesehen zu werden. Zudem gilt die Joyce-App als offener gegenüber queeren Personen als vergleichbare Dienste.

Seitensprung online: Warum nutzen Menschen Fremdgeh-Apps?

Egal ob Fremdgeh-Apps oder zweideutige Privatnachrichten bei Instagram: Die digitale Revolution brachte nicht nur neue Kommunikationswege, sondern auch neue Herausforderungen für unsere Beziehungen. So raten Psychologen und Psychologinnen Paaren dazu, die Regeln für digitale Untreue gemeinsam zu besprechen.

Gelten Flirt-Nachrichten als Fremdgehen? Zählen digitale Affären genau so als Seitensprung wie ein körperlicher Kontakt abseits der Bildschirme? Die Antworten darauf können je nach Paar unterschiedlich ausfallen. Dass solche Gespräche wichtig sind, belegen aber Zahlen.

2020 ergab eine repräsentative Studie von Elitepartner: Mit 44 Prozent ordnet nicht einmal die Hälfte aller Männer in Deutschland eine Anmeldung bei einer Dating-App als Fremdgehen ein, wenn sie dabei in einer Beziehung sind. Bei den Frauen waren es immerhin 61 Prozent.