Berlin. Ob im Wasserkocher, in der Heizung oder den Rohren: Eine Millimeterschicht reicht, um die Heizkosten um Hunderte Euro zu verteuern.
Es ist eine unscheinbare Gefahr, die in jedem Haus lauert. Egal ob in Kaffeemaschine oder Dampfgarer, Spül- oder Waschmaschine, Heizung oder Rohren: Kalk entsteht und setzt sich überall dort ab, wo Wasser erhitzt wird. Eine millimeterdünne Schicht reicht schon aus, um wie ein Hitze-Isolator zu wirken. Die Folge: Die Geräte verbrauchen mehr Energie – und treiben die Stromkosten in die Höhe. Ein Experte gibt Tipps, wie man Kalkablagerungen erkennt und sie effektiv bekämpft – und so Hunderte Euro jedes Jahr sparen kann.
Kalk besteht aus den Mineralien Kalzium und Magnesium. „Im Supermarkt kauft man Wasser, das besonders viel Kalzium und Magnesium hat – zum Trinken ist das gutes Mineralwasser“, sagt Kalkexperte Maximilian Wilk. Er ist CEO von Aqon Pure, Europas am schnellsten wachsendem Start-up im Bereich Wasseraufbereitung. Sein Unternehmen hat eine umweltfreundliche Kalkschutzanlage ohne Verwendung von Salz entwickelt. Und trifft damit einen Nerv der Zeit.
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Denn allein in Deutschland sind etwa 40 Prozent der rund 19 Millionen Wohngebäude von hartem, kalkhaltigem Wasser betroffen. Das führt über kurz oder lang zu Schäden in der Trinkwasserinstallation – und einem erhöhten Energieverbrauch. Im Großen wie Kleinen. Beispiel Wasserkocher: Wer einen besitzt, hat ihn höchstwahrscheinlich auch schon einmal entkalkt. „Kalk setzt ab circa 60 Grad verstärkt an, Wasser kocht bei 100 Grad“, erklärt Wilk. Die weißen Kalkablagerungen im Gerät sind zwar nicht schön.
Profi-Tipp: So entkalken Sie Ihre Haushaltsgeräte richtig
„Aber Kalk hemmt vor allem auch die Wärmeübertragung“, sagt der Experte. Schon ein Millimeter Kalkablagerung reduziere die Wärmeübertragung um ungefähr zehn Prozent. Drei Millimeter verringern die Wärmeleitfähigkeit hingegen schon um bis zu 60 Prozent. „Das heißt: Aufheizzeiten werden dadurch deutlich verlängert. Und längere Aufheizzeit bedeutet auch einen höheren Energieverbrauch“, so Wilk.
Bei einem handelsüblichen Wasserkocher, der etwa 1,5 Liter fasst, ist eine etwas längere Aufheizphase vermutlich noch zu verschmerzen. „Aber das Kalkproblem betrifft alle Geräte, in denen Wasser erwärmt wird: Waschmaschine, Spülmaschine, Kaffeemaschine, Dampfgarer und so weiter“, sagt Wilk. Und zwei Millimeter Kalk erhöhen auf Dauer den Energieverbrauch um ungefähr zwölf Prozent, so der Experte. In Regionen mit hartem Wasser setzen sich zwei Millimeter Kalk laut Wilk in nur wenigen Wochen ab. Sein Fazit: „Wenn jedes dieser Geräte zwölf Prozent mehr Energie verbraucht wegen Kalkablagerungen, geht das ganz schön in die Kosten.“
Man sollte daher seine
Haushaltsgeräte regelmäßig entkalken
. „Beim Wasserkocher oder der Kaffeemaschine fährt man da sozusagen auf Sicht: Wenn sich eine Kalkschicht sichtbar absetzt, ist es Zeit fürs Entkalken“, sagt Wilk. Der Dampfgarer hingegen hat eine automatische Funktion, die den Nutzer zum Entkalken auffordert, ähnlich auch der Kaffeevollautomat. Die Produkte, die man zum Entkalken benutzen kann, kosten im Supermarkt oder in der Drogerie übrigens in der Regel nur ein paar Euro. „Und das ist billiger, als Geräte neu zu kaufen“, sagt Wilk. Er weiß: „Auf Dauer verstopft Kalk die Rohrleitungen, Pumpen müssen mehr arbeiten, der Druckzustand erhöht sich. Und am Ende verkürzt sich die Lebensdauer der Haushaltsgeräte.“
Experte: „Tischwasserfilter muss man regelmäßig wechseln“
Spülmaschinen entkalkt man übrigens, indem man ab und zu ein Kalkschutzmittel in den Waschvorgang gibt. In der Regel sind aber in Spülmaschinen bereits Wasserenthärter eingebaut, um Kalkablagerungen zu reduzieren. Deswegen muss man auch regelmäßig Salz in die Spülmaschine einfüllen. Die Waschmaschine hingegen entkalkt man, indem man Waschmittel verwendet, die auch ein Schutzmittel gegen Kalk haben. „Diese Waschmittel binden Kalk im Wasser und verhindern, dass sich dieser Kalk dann an Heizwendeln, Rohrleitungen oder Pumpen in der Waschmaschine ablagert. Allerdings ist in diesen Produkten viel Chemie, die dann ins Abwasser gelangt“, sagt Wilk.
Übrigens: Von Wasserfiltern, die das Wasser entkalken sollen, rät der Experte ab. „Denn diese Filter, wie zum Beispiel die Tischwasserfilter, muss man regelmäßig wechseln, sonst entstehen Keime, und dann ist das Wasser von minderwertiger Qualität. Die benutzten Filter schmeißt man dann weg und erzeugt so recht viel Abfall.“ Wilks Tipp: „Entkalken geht zum Beispiel auch mit Zitronensäure oder Essigreiniger – also sehr umweltschonend und günstig.“
Doch so einfach man Haushaltsgeräte selbst entkalken kann, umso schwieriger gestalte es sich bei der Warmwassererzeugung oder gar Rohren. „Auch bei der Warmwassererzeugung steigt der Energieverbrauch beispielsweise bei einer Kalkschicht von nur zwei Millimetern um circa zwölf Prozent“, sagt Wilk. Er rät, seine Heizung beispielsweise jedes Jahr von einem Profi warten zu lassen. „Das kann man nicht selbst tun.“ Die Kosten belaufen sich laut Wilk für einen Heizungsinstallateur auf einen niedrigen dreistelligen Eurobereich.
Richtiges Entkalken kann auch zum Klimaschutz beitragen
„Deutlich teurer ist es, bereits verkalkte Rohre entkalken zu lassen. Das kostet für ein Einfamilienhaus circa 1500 Euro oder sogar mehr“, warnt der Kalkexperte. „Und wenn die Heizung oder das Warmwassersystem stark verkalkt ist, kommen hier ebenfalls noch mal Kosten von mehreren Hundert Euro hinzu.“ Er schätzt, dass sich die Mehrkosten an Energie und Verschleiß durch verkalkte Geräte, Rohre und Heizsysteme im Jahr auf ein paar Hundert Euro in einem Einfamilienhaus belaufen können.
Dass die Rohre verkalkt sind, erkennt man übrigens daran, dass es ungewöhnlich lange dauert – eine halbe Minute oder mehr – bis warmes Wasser kommt. Wenn die Rohrleitungen extrem verkalkt sind, dann kann es auch sein, dass der Wasserdruck niedrig ist und generell erst mal weniger Wasser ankommt. „Ähnlich ist es bei der Heizung“, erklärt Wilk, „wenn die nicht mehr richtig warm wird, kann das auch ein Zeichen für Kalk sein. Und die Heizung versucht trotzdem richtig zu heizen – und das braucht mehr Energie, was wiederum mehr Geld kostet.“
Wilk erklärt, dass eine effiziente Entkalkung übrigens nicht nur für jeden Haushalt bares Geld sparen könnte. Es könnte auch zum Klimaschutz beitragen – und so teure und aufwendige energetische Sanierungen überflüssig machen. Er erklärt: „Würden alle Haushalte in Deutschland Kalkschutzmaßnahmen einführen, wären Einsparungen von zehn Terawattstunden Energie möglich.“ Zum Vergleich: Die Deutsche Bahn benötigt pro Jahr ungefähr die gleiche Menge Strom, um alle ihre Züge fahren zu lassen.