Weil eine Hamburgerin wegen nackten Protests in Tunesien in Haft sitzt, gingen Femen-Aktivistinnen in Berlin auf die Straße. Freitagmittag trifft der tunesische Ministerpräsident Kanzlerin Merkel.
Berlin. Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin haben Femen-Aktivistinnen am Freitagvormittag für die Freilassung der in Tunesien inhaftierten Hamburger Aktivistin protestiert. Am Mittag wird im Kanzleramt der tunesische Ministerpräsident Ali Larayedh von Kanzlerin Angela Merkel empfangen.
Larayedh sicherte der Frauenaktivistin, die wegen ihres barbusigen Protests inhaftiert worden war, ein rechtsstaatliches Verfahren zu. „Ich kann im Allgemeinen die Entscheidung der Justiz hier nicht kommentieren. Aber seien Sie gewiss, dass wir die persönlichen Rechte jedes Betroffenen achten, jedes Bürgers und aller unserer Gäste“, sagte der Politiker am Freitag während seines Deutschlandbesuchs im ARD-„Morgenmagazin“.
Bei einer Protestaktion in der vergangene Woche waren drei Aktivistinnen der Frauenrechtsgruppe Femen festgenommen worden. Sie hatten mit nacktem Oberkörper und laut schreiend gegen die Verhaftung einer tunesischen Aktivistin demonstriert. Der Prozess gegen die Deutsche und zwei Französinnen war am Mittwoch auf den 12. Juni vertagt worden.
Larayedh äußerte sich in dem Interview zuversichtlich, in wenigen Monaten die neue Verfassung Tunesiens abschließen zu können. „Die Verfassung wird alle Freiheiten gewährleisten“, versicherte er. In Tunesien, dem Mutterland des Arabischen Frühlings, war im März nach einer politischen Krise und schweren Unruhen eine neue Regierung ins Amt gekommen. Bei den Arbeiten an der Verfassung geht es auch um eine friedliche Balance zwischen konservativ-islamistischen und weltlichen Strömungen im Land.