Eine 19-jährige Studentin aus Hamburg und zwei Französinnen wurden nach einem nacktem Protest vor einem Gerichtsgebäude verhaftet. Sie protestierten gegen die Verhaftung einer tunesischen Aktivistin.

Hamburg/Tunis/Paris. Eine deutsche Aktivistin der Frauengruppe Femen ist am Mittwoch nach nacktem Protest in Tunesien festgenommen worden und sitzt seitdem im Gefängnis. Insgesamt sind bei der Protestaktion in Tunis drei Aktivistinnen festgenommen worden. Die Frauen, nach tunesischen Medienberichten zwei Französinnen und eine Deutsche, waren wie bei Femen-Aktionen üblich mit nacktem Oberkörper und laut schreiend aufgetreten.

Nach einem Bericht der „BILD am Sonntag“ handelt es sich bei der Deutschen um die 19-jährige Philosophiestudentin Josephine W. aus Hamburg. Sie habe sich mit ihren französischen Mitstreiterinnen für die tunesische Aktivistin Amina Sboui eingesetzt. Angeblich drohe den Frauen bis zu einem Jahr Gefängnis.

Der wenige Minuten dauernde Protest richtete sich nach Femen-Angaben gegen die Verhaftung einer tunesischen Aktivistin. Die drei Protestierenden forderten vor einem Gerichtsgebäude der tunesischen Hauptstadt ein Ende des Verfahrens gegen die Frau. Sie muss sich nach den Angaben wegen Besitzes eines Selbstverteidigungssprays und Schändung eines Friedhofs verantworten.

Die ukrainische Frauengruppe Femen

Mit nackten Brüsten kämpft Femen für Frauenrechte und gegen Sexismus. Die aus der Ukraine stammende Gruppe sieht sich als „Stoßtrupp des Feminismus“. Mit ihren barbusigen Aktionen könnten sie größere Aufmerksamkeit erzielen als angezogen, verteidigen sich die „Sextremistinnen“ gegen Kritik. Gegner meinen, die Frauen setzten mehr auf Effekte denn auf Inhalte. Gegründet 2008, wurde Femen mit Oben-ohne-Attacken gegen Sextourismus bei der Fußball-EM 2012 europaweit bekannt. In Deutschland hatten sie zuletzt durch ihre Attacke auf Kremlchef Wladimir Putin in Hannover von sich reden gemacht.

Mittlerweile gibt es mehrere Ableger, auch in Deutschland. Die Frauen finanzieren sich nach eigenen Angaben über Spenden und Fanartikel. Ihr Symbol sind stilisierte Brüste in den ukrainischen Landesfarben Blau und Gelb.

In den ersten Jahren trat die Gruppe eher als bunte Spaßguerilla in Erscheinung, die vor allem auf soziale Themen aufmerksam machte. Seitdem eine von ihnen aus Protest gegen die Verurteilung der russischen Punkband Pussy Riot im Sommer 2012 mit einer Kettensäge ein Holzkreuz in Kiew fällte, schlug die Stimmung jedoch auch bei wohlwollenden Ukrainern um.