Verschimmelter Mais aus Serbien nach Niedersachsen geliefert. 3500 Höfe betroffen

Hannover. Es ist der dritte Lebensmittel- und Agrarskandal innerhalb weniger Wochen: erst Pferdefleisch im Rinderhack, dann der Schwindel mit angeblichen Bio-Eiern, jetzt Gift im Futter von Milchkühen, Schweinen und Geflügel. In einer Lieferung Futtermais aus Serbien haben deutsche Behörden das Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 in hohen Konzentrationen nachgewiesen. Ein Teil des Maises ist bereits an Landwirte ausgeliefert worden - mehr als 3500 Betriebe sind betroffen.

Wie schon vor Wochenfrist beim Schwindel mit Eiern aus Käfighaltung, die als Bioprodukte in den Handel kamen, steht Niedersachsen im Mittelpunkt des Skandals. Die Landesbehörden haben mehr als 900 Milchbetriebe gesperrt, die Milch von mindestens einem Bauerhof wurde vernichtet. Eine Gefährdung für Verbraucher sieht das Landwirtschaftsministerium in Hannover jedoch nicht. Das Schimmelpilzgift mit stark krebserregender Wirkung reichert sich im Tierkörper vor allem in Milch an, im Fleisch jedoch kaum.

Insgesamt geht es um 45.000 Tonnen Körnermais aus Serbien. 35.000 Tonnen davon wurden in Lagerhallen in Bremen und Brake (Unterweser) beschlagnahmt. Sie waren vom Hamburger Agrarhandelskonzern Alfred C. Toepfer International in den niedersächsischen Hafen geliefert worden. 10.000 Tonnen des Giftmaises aber wurden bereits an 13 Futtermittelhersteller geliefert - und von dort weiter an 3560 Bauernhöfe. Die Mehrzahl davon liegt in Niedersachsen, aber auch Betriebe in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind betroffen.

In Schleswig-Holstein erhielten mindestens elf Höfe die Futtermittel. Dabei handle es sich um Schweine- und Geflügelhöfe, teilte das Landwirtschaftsministerium in Kiel mit. Leber und Nieren der geschlachteten Tiere aus diesen Betrieben dürfen laut Ministerium nicht in den Handel gebracht werden, weil sich in diesen Organen das Gift anreichere. Das Fleisch könne dagegen unbedenklich verzehrt werden.

In dem aus Serbien gelieferten Tierfutter lag die Konzentration des Schimmelpilzgifts bei 0,204 Milligramm je Kilogramm - und damit um das zehnfache über dem zulässigen Grenzwert. Weil der Mais aber mit anderen Rohstoffen zu Mischfutter verarbeitet wurde, gehen auch Experten des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums davon aus, dass im Fleisch der Nutztiere der Grenzwert für Aflatoxin nicht überschritten wird.

Anders sieht es bei der Rohmilch aus. Die 938 betroffenen niedersächsischen Milchbetriebe müssen ihre Rohmilch deshalb nun auf Unbedenklichkeit testen lassen.

Für Niedersachsens neuen Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) und seinen Staatssekretär Udo Paschedag ist es bereits die dritte Lebensmittel-Affäre kurz nach Amtsantritt. Die Spitze des Agrarministeriums war erst am Donnerstagnachmittag von der Fachabteilung im eigenen Haus informiert worden. Weil die Experten im Ministerium die Situation vorher noch nicht abschließend bewertet hatten, hieß es in Hannover. Das Ministerium in Kiel erklärte, das Bundesverbraucherministerium habe Länder und Wirtschaft bereits im Oktober vor möglichen Aflatoxin-Belastungen von Mais gewarnt. Die amtliche Futtermittelüberwachung sei umgehend aufgefordert worden, gezielt darauf zu achten.