Ex-Sat.1-Unterhaltungschefin Edda Kraft will vor Gericht gegen Christian Wulff und für dessen früheren Sprecher Olaf Glaeseker aussagen.
Berlin. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff gerät im Zuge seiner Zeugenaussage bei der Staatsanwaltschaft Hannover womöglich in Erklärungsnot. Wie die TV-Managerin Edda Kraft der "Bild am Sonntag" sagte, hat sie sich bereit erklärt, vor Gericht für Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker auszusagen - und gegen Wulff.
Die frühere Unterhaltungschefin von Sat.1 kennt Wulff und Glaeseker seit langer Zeit. Auch den Event-Veranstalter Manfred Schmidt, der die umstrittenen Nord-Süd-Dialoge organisierte, kennt Kraft gut. In dessen spanischem Haus soll Glaeseker umsonst Urlaube verbracht haben. Wulff müsse von den Aufenthalten Glaesekers in Spanien gewusst haben: "Wulffs Ex-Frau Christiane und seine damals minderjährige Tochter Annalena waren mehrfach mit dem Ehepaar Glaeseker bei Schmidt und haben dort Urlaub gemacht. Getrennt lebende Eltern mit gemeinsamem Sorgerecht sprechen Ferienzeiten und Urlaubsziele ab." Wenn Wulff behaupte, er hätte von alledem, was Glaeseker gemacht habe, nichts gewusst, dann könne das nicht der Wahrheit entsprechen, so Kraft.
Dem Bericht zufolge haben die Staatsanwälte Erkenntnisse, dass Wulff in die Sponsoren-Akquise beim Nord-Süd-Dialog eingebunden war. Danach hat Wulff auf einem Abendessen am 14. Oktober 2009 in Hannover eine Rede gehalten. Ziel des Essens: Sponsoren für den Dialog zu werben. Wulff hatte erklärt, eine etwaige Akquise Glaesekers sei ohne sein Wissen und gegen seinen Willen geschehen.
Im Februar war Wulff nach Affären um Vorteilsnahme und Medienbeeinflussung als Bundespräsident zurückgetreten. Die Staatsanwaltschaft hatte Ende Juni Zeugen zu den Vorwürfen gegen seinen Ex-Sprecher befragt. Wulff selbst ist nun offenbar auf Distanz zu Glaeseker gegangen. Nach Informationen des "Spiegels" bestritt Wulff ein Vertrauensverhältnis zu Glaeseker und gab an, wenig gewusst zu haben. Die Urlaubsreisen seines Sprechers zu Domizilen des Partyveranstalters Manfred Schmidt seien ihm nicht bekannt gewesen.