Sozialdemokraten legen bis zu drei Punkte zu. Aber noch sind Union und FDP knapp vorn.
Berlin. Eine Woche vor der Bundestagswahl am 27. September zeichnet sich ein spannendes Rennen zwischen den Lagern Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün ab. Die Mehrheit von Union und FDP schrumpfte im ZDF-"Politbarometer" auf 49 Prozent, während die SPD etwas Boden gutmachte und zwei Prozentpunkte zulegte. Allerdings ging der Zuwachs bei den Sozialdemokraten zulasten von Linken und Grünen, weshalb es für Schwarz-Gelb weiter reichen würde.
Wäre die Wahl schon an diesem Sonntag, könnte die SPD laut "Politbarometer" mit 25 Prozent der Stimmen rechnen. Die Union blieb nach den Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen unverändert bei 36 Prozent. Die FDP verlor einen Punkt auf 13 Prozent. Für die Linke würden sich unverändert 11 Prozent der Wähler entscheiden, für die Grünen 10 Prozent (minus 1).
Ein ähnliches Bild ergibt der ARD-"Deutschlandtrend". Darin konnte sich die SPD sogar um 3 Prozentpunkte auf 26 Prozent verbessern. In der Umfrage von Infratest dimap bleiben Union und FDP mit 35 beziehungsweise 14 Prozent unverändert. Die Grünen büßten 2 Punkte auf 10 Prozent ein, die Linkspartei einen Punkt auf 11 Prozent.
Zudem sind noch deutlich mehr Bundesbürger unentschlossen als bei früheren Wahlen. Entscheidend könnten die sogenannten Überhangmandate werden: Meinungsforscher haben ermittelt, dass Union und FDP auch dann eine Koalition bilden können, wenn sie zusammen deutlich unter der 50-Prozent-Marke bleiben. Solche Mandate gibt es dann, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr direkt gewählte Abgeordnete bekommt, als ihr nach den Zweitstimmen zustehen. Spekuliert wird, dass die Union so bis zu 20 zusätzliche Abgeordnete erhalten könnte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte in Berlin an, mit der FDP auch dann eine Regierung zu bilden, wenn Schwarz-Gelb im Bundestag nur mit Überhangmandaten eine Mehrheit hat. "Das Überhangmandat ist kein Mandat zweiter Klasse", sagte sie. Das Bundesverfassungsgericht hatte das bestehende Modell 2008 für teilweise verfassungswidrig erklärt, aber dem Gesetzgeber für eine Änderung bis 2011 Zeit gegeben. Die neuen Umfragen bezeichnete die CDU-Vorsitzende, die am Freitagabend auch auf dem Hamburger Gänsemarkt auftrat, als "ermutigend": "Wir werden bis zuletzt um jede Stimme kämpfen."