Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin sorgt wieder mal wieder für Aufregung: Jetzt plädiert das neue Vorstandsmitglied der Bundesbank für eine Art staatlichen Eltern-TÜV. Ziel müsse sein, “dass nur diejenigen Kinder bekommen, die damit fertig werden“.
Frankfurt/Main. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem „stern“ sagte der frühere Berliner Finanzsenator: „Die große Frage ist: Wie kann ich es schaffen, dass nur diejenigen Kinder bekommen, die damit fertig werden?“
Gegenwärtig würden manche Frauen zwei, drei oder mehr Kinder in in die Welt setzen, obwohl sie „nicht das Umfeld“ oder „die persönlichen Eigenschaften“ hätten, „um die Erziehung zu bewältigen“. Sarrazin plädierte deshalb für Änderungen des Sozialsystems, damit „man nicht durch Kinder seinen Lebensstandard verbessern kann, was heute der Fall ist“.
Sarrazin hatte schon im Sommer vergangenen Jahres für Schlagzeilen gesorgt, als er angesichts steigender Energiepreise die Frage stellte, ob Mieter "mit einem dicken Pullover nicht auch bei 15 oder 16 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können."
Mit Blick auf die Finanzkrise rät Sarrazin jetzt den Bundesbürgern, sich bei einer Geldanlage nicht von den Versprechungen der Banken blenden zu lassen. „Man muss den Leuten sagen: Glaube keinem Bankberater.“ Sarrazins neuer Arbeitgeber, die Bundesbank, ist unter anderem für die Bankenaufsicht zuständig. Ein Sprecher von Bundesbank-Präsident Axel Weber sagte, die Äußerungen Sarrazins gäben nicht die Positionen der Bundesbank wieder.
Sarrazin sitzt seit Anfang Mai auf Vorschlag der Länder Berlin und Brandenburg im Vorstand der Bundesbank. Er sorgte schon vor seinem Amtsantritt für Wirbel, weil er die Beamten der Notenbank attackierte, die Bankenaufsicht scharf angriff und die Bundesbank selbst als „kontemplative Veranstaltung“ bezeichnete. Zudem brachte er selbst sich als „informeller Außenminister“ der Bundesbank ins Gespräch, einem prestigeträchtigen Posten, der durch den Weggang des bisherigen Amtsinhaber Hermann Remsperger frei geworden war. Bundesbank-Präsident Weber, der bei der Ressortverteilung im Bundesbank-Vorstand ein Veto-Recht hat, ließ Sarrazin abblitzen und übertrug ihm die Bereiche Bargeld, Risikocontrolling und Informationstechnologie.