Wenn Diplomatie die hohe Kunst ist, mit dem Fuß aufzustampfen, ohne jemandem auf die Zehen zu treten, dann wäre bei dem Berliner Kabinettsmitglied Peer Steinbrück eine bedenkliche motorische Störung zu diagnostizieren.
Ob er die biederen Eidgenossen mit aufmüpfigen Rothäuten gleichsetzt, denen man mit der Kavallerie aus Fort Yuma drohen muss, oder ob er die Deutschland auf das Freundlichste benachbarten Kleinstaaten Luxemburg, Schweiz, Österreich und Liechtenstein in eine Reihe mit Ouagadougou stellt, der bekannten Metropole Burkina Fasos - der Finanzminister hinterlässt mehr zertretene Zehen als ein Elefant in der ersten Tanzstunde.
Dabei geht es ihm stets um die mögliche Begünstigung der Steuerhinterziehung im Sinne von Nummernkonten und ähnlichen lokalen Steuersparmodellen. In Stil und Wortwahl sind Steinbrücks Einlassungen beeindruckend suboptimal. Derart nassforsch ist in Berlin seit Wilhelm II. wohl niemand mehr in der Politik aufgetreten. Dass ihm dies bei unseren schwer verschnupften Nachbarn bereits das Etikett "hässlicher Deutscher" eingetragen kann, schadet uns letztlich allen. Im Übrigen waren die Indianer vor Fort Yuma nicht einkommenssteuerpflichtig, und Ouagadougou ist bislang als Steuerparadies nicht weiter aufgefallen. In der Sache allerdings liegt Steinbrück so falsch nicht: Dass es Staaten in Europa gibt, die wohlhabenden deutschen Bürgern gern dabei behilflich sind, Steuern zu umgehen, dürfte als gesichert gelten. Und dies ist gerade in Krisenzeiten, wenn es Millionen Bürgern nicht mehr glänzend geht, sie aber dennoch brav ihre Steuern zahlen, verwerflich und kriminell.