BKA geht offenbar nicht mehr davon aus, dass die Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ihr Opfer vom 25. April 2007 kannten.
Berlin. Das Bundeskriminalamt schließt laut einem Zeitungsbericht beim Heilbronner Polizistinnen-Mord 2007 eine Beziehungstat inzwischen aus. Die Ermittler gingen davon aus, dass die Zwickauer Neonazis die Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen, um an deren Dienstwaffe zu gelangen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung“ (Sonnabend).
Wahrscheinlich sei die 22-Jährige, die ebenfalls aus Thüringen stammte , eher zufällig Opfer der Bande geworden, berichtet das Blatt. Nach Feststellungen der Ermittler hätten die Mörder nicht wissen können, dass sie am 25. April 2007 Dienst hatte. Auch sei die Fahrtroute der beiden Polizisten eher zufällig gewesen.
Die Pistole der Polizistin und ihres schwer verletzten Kollegen war im November in dem ausgebrannten Wohnwagen in Eisenach gefunden worden, in dem sich die mutmaßlichen Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall töteten.
+++Das Kaleidoskop des rechten Terrors+++
+++Neonazi-Trio bekam Geld vom Verfassungsschutz+++
Die Ermittler hätten auf einer in Zwickau sichergestellten Festplatte eine Datei mit der Bezeichnung "Polizeipistole“ gefunden, auf der die Waffe der Polizistin abgebildet war, schreibt die Zeitung. Da Mundlos und Böhnhardt Waffennarren gewesen seien, gebe es jetzt die Vermutung, dass sie mordeten, um an eine neue Waffe zu gelangen.
Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, hatte zwischenzeitlich mit der Behauptung für Verwirrung gesorgt, es habe sich bei dem Mord in Heilbronn um eine Beziehungstat gehandelt . Die Aussage wurde später vom BKA korrigiert.
Mundlos und Böhnhardt bildeten nach Erkenntnissen der Ermittler gemeinsam mit der inzwischen inhaftierten Beate Zschäpe eine rechtsextreme Terror-Zelle. Das Trio bekannte sich zu zehn Morden an Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft und an der Polizistin.
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) mahnte wegen der jahrelang unentdeckt gebliebenen Neonazi-Mordserie Strukturreformen beim Verfassungsschutz an. "Wenn der Verfassungsschutz in Deutschland fortexistieren soll, dann muss der Verdacht der Kumpanei mit Rechtsextremisten, der Blindheit auf dem rechten Auge vollständig ausgeräumt werden, dann könnte die Auflösung einiger Landesämter folgen“, sagte Thierse der "Berliner Morgenpost“ (Sonnabend).
Die CSU-Landesgruppe im Bundestag fordert im Kampf gegen Rechtsterroristen längere Speicherfristen für Erkenntnisse des Verfassungsschutzes und eine rasche Neuregelung der Vorratsdatenspeicherung. "Im Fall der Zwickauer Zelle hat sich gezeigt, dass die Speicherfristen von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen mit fünf Jahren zu kurz bemessen sind“, heißt es nach Informationen der "Passauer Neuen Presse“ (Sonnabend) in einem Positionspapier der CSU-Abgeordneten für die Klausurtagung Anfang Januar in Wildbad Kreuth.