Für den neuen CDU-Spitzenkandidaten Jost de Jager ist ein strikter Sparkurs wichtigste Aufgabe
Kiel. Der Hoffnungsträger der schleswig-holsteinischen CDU, Wirtschaftsminister Jost de Jager, 46, hält einen Nordstaat mit Hamburg für "fast zwangsläufig". Im Gespräch mit dem Abendblatt räumte der künftige Parteichef und Spitzenkandidat ein, dass er schon vorm vergangenen Sonntag von der Affäre seines Vorgängers Christian von Boetticher erfuhr.
Hamburger Abendblatt: Herr de Jager, Sie sind der neue Hoffnungsträger der Nord-CDU. Wie fühlt sich das an?
Jost de Jager: Das fühlt sich ausgesprochen gut an. Der Landesvorstand der CDU und die Kreisvorsitzenden haben mich einstimmig vorgeschlagen. Damit habe ich die breite Unterstützung, die ich in dieser schwierigen Situation brauche. Als zweite Wahl sehe ich mich nicht.
Wann haben Sie von der Beziehung Ihres Vorgängers von Boetticher zu der Schülerin erfahren?
De Jager: Ich habe diese Information wie viele andere im Laufe des Augusts erhalten. Kurz vor den Ferien gab es nur diffuse Gerüchte.
Wie haben Sie reagiert?
De Jager: Ich will diese privaten Vorgänge nicht bewerten. Es lag aber auf der Hand, dass sie politische Folgen für Christian von Boetticher haben würden. Ich halte es für richtig, dass er seine Ämter aufgegeben hat. Für Politiker, die Spitzenämter anstreben, gelten eben besondere Maßstäbe.
In gut acht Monaten ist Landtagswahl. Hat die CDU nicht schon verloren?
De Jager: Die Umfragen für CDU und FDP waren schon in den vergangenen Monaten nicht berauschend. Die Lage ist jetzt nicht einfacher geworden. Ich bin aber sicher, dass wir aus dem Tal herauskommen und die CDU bei der Wahl am 6. Mai wieder stärkste politische Kraft in Schleswig-Holstein wird. Die Regierung macht schließlich eine sehr gute Arbeit.
Wie wollen Sie der CDU Ihren Stempel aufdrücken?
De Jager: Das muss ich gar nicht. Die Konzepte der CDU sind in Ordnung. Unsere wichtigste Aufgabe bleibt, die Landesfinanzen in Ordnung zu bringen und den Sparkurs zu halten.
Sie leben in Eckernförde, der künftige Fraktionschef Johannes Callsen in Mohrkirch nahe Flensburg. Spielt die Musik bei der CDU künftig im Landesteil Schleswig?
De Jager: Ich kenne Johannes Callsen lange und arbeite gut mit ihm zusammen. Wir sind beide Landespolitiker, die ganz Schleswig-Holstein im Auge haben.
Ihr Vorgänger wollte Schleswig-Holstein stärker auf Hamburg ausrichten, peilte einen Nordstaat an.
De Jager: Ich sehe das ähnlich. Schleswig-Holstein und Hamburg müssen enger kooperieren. Auf lange Sicht, in einigen Wahlperioden, mündet das fast zwangsläufig in einen Nordstaat.