Er wird die Nachfolge des verstorbenen Kardinals Georg Sterzinsky antreten. Er galt bisher als bescheidener Seelsorger ohne Ambitionen.
Köln/Berlin. Überraschend hat Papst Benedikt XVI. den bisherigen Kölner Weihbischof Rainer Maria Woelki, 54, zum neuen Erzbischof von Berlin ernannt. Er wird die Nachfolge des am Donnerstag nach langer Krankheit verstorbenen Kardinals Georg Sterzinsky antreten. Woelki führt dann ein Erzbistum mit knapp 400 000 Katholiken in Berlin, Teilen Brandenburgs und Vorpommerns.
Woelki trat bislang öffentlich kaum in Erscheinung, er gilt als bescheidener Seelsorger ohne Karriere-Ambitionen. Der promovierte Theologe und enge Vertraute des konservativen Kölner Kardinals Joachim Meisner rechnete nach eigenen Worten nicht einmal selbst damit, in das Spitzenamt in der Bundeshauptstadt aufzusteigen. "Das war für mich wirklich meilenweit entfernt, ich habe daran nie im Entferntesten gedacht", sagte er.
Woelki vertritt wie sein Ziehvater Meisner in Glaubens- und Moralfragen konservative Positionen. Spekuliert wird, ob er der erzkonservativen Vereinigung Opus Dei angehört - Grund ist seine Dissertation an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom, die von dem umstrittenen Orden geleitet wird. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Woelki schraubt die Erwartungen an sein künftiges Amt herunter: Er sei kein "Heilsbringer oder jemand, der alles weiß". Für Berlin sei er "nicht das, was Christoph Daum einmal für den 1. FC Köln war", fügt der bekennende Fan des rheinischen Bundesligisten hinzu.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bot Woelki eine gute Zusammenarbeit an. Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge verknüpfte seine Gratulation mit dem Wunsch nach einer starken Zusammenarbeit der Konfessionen. Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) forderte Woelki zum ökumenischen Dialog auf.