Der frühere Berliner Erzbischof starb im Alter von 75 Jahren. Politik und Kirchenvertreter würdigen Sterzinskys gesellschaftspolitisches Engagement.
Berlin. Der ehemalige Berliner Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky ist tot. Der 75-Jährige starb nach langer Krankheit am Donnerstag in den frühen Morgenstunden. Bereits Ende Februar hatte Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch des Erzbischofs angenommen. Damals lag Sterzinsky bereits seit Wochen im Krankenhaus.
Nahezu 22 Jahre stand Sterzinsky an der Spitze des Bistums Berlin, das 1994 zum Erzbistum erhoben wurde. Er wurde 1936 im ostpreußischen Warlack geboren und 1960 in Erfurt zum Priester geweiht. Das 1991 zum Kardinal ernannte Oberhaupt der Katholiken von Berlin, weiten Teilen Brandenburgs und Vorpommerns, vertrat im Chor der katholischen Würdenträger in Deutschland in kirchen- wie gesellschaftspolitischen Fragen immer wieder liberale Positionen.
Vertreter aus Kirchen und Politik reagierten betroffen auf den Tod des langjährigen Berliner Erzbischofs. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz erklärte in einem Nachruf, „mit seinem Tod verlieren die Stadt und das Erzbistum Berlin wie auch die Deutsche Bischofskonferenz einen engagierten, umsichtigen und tiefgläubigen Menschen“. Die katholischen Bischöfe erinnerten an Sterzinskys „bemerkenswerten Einsatz zum Erhalt des Religionsunterrichts an Berliner Schulen und für die Achtung des Sonntagsschutzes“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Sterzinsky für seinen sensiblen Einsatz bei der Neuordnung der katholischen Kirche im Osten Deutschlands und seine Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung der Kirche. Sterzinsky habe mit seinen profilierten Beiträgen zu vielfältigen Themen die Diskussion in Gesellschaft und Kirche belebt und bereichert, schrieb Merkel in einem Beileidsschreiben an die Deutsche Bischofskonferenz.
Sein evangelischer Amtskollege in der Bundeshauptstadt, Bischof Markus Dröge, bezeichnete Sterzinsky als „geschätzten und vertrauten Weggefährten“. Vom 9. September 1989 an habe sich Sterzinsky der Aufgabe gestellt, die Menschen im Erzbistum Berlin zusammenzuführen. Heute ließen sich die Früchte dieser mehr als zwei Jahrzehnte währenden Arbeit erkennen, erklärte Dröge. „Es gibt eine neue Verbundenheit in seinem Bistum, die ausstrahlt und Zuversicht schenkt.“
Der Kölner Erzbischof und Vorgänger im Amt des Berliner Bischofs, Joachim Kardinal Meisner, bezeichnete Sterzinsky als „unermüdlichen Seelsorger und im Glauben tief verwurzelten Menschen“, der die Wiedervereinigung Deutschlands „an der Nahtstelle in Berlin“ mitgestaltet habe. Der Präsident des Zentralrates der Katholiken, Alois Glück, nannte Sterzinsky mit Blick auf den ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin, einen „der großen Brückenbauer unserer Zeit“.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin würdigte Sterzinsky als einen „guten Freund“ und „Befürworter des interreligiösen Dialogs“. Im Kampf gegen rassistische und antiisraelische Tendenzen in der Stadt habe die Gemeinde in ihm einen aktiven und engagierten Mitstreiter gehabt, erklärte die Gemeinde-Vorsitzende Lala Süsskind.
Seit dem Rücktritt Sterzinskys Anfang des Jahres leitet Weihbischof Matthias Heinrich das Erzbistum Berlin, das sich über Brandenburg bis Vorpommern erstreckt. Die Ernennung eines Nachfolgers Sterzinskys steht derzeit noch aus. (epd)