Berlin. Er gehörte zu den eher leisen Purpurträgern: Der frühere Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, drängte sich ungern in den Vordergrund. "Gott ist immer größer" lautete sein Leitmotto. Sterzinsky ist gestern im Alter von 75 Jahren gestorben. Seit längerer Zeit lag er im Krankenhaus.
Von 1989 bis zum vergangenen Februar hatte Sterzinsky die Geschicke des Bistums mit knapp 400 000 Katholiken geleitet. Er prägte die Entwicklung des Berliner Bistums nach dem Fall der Mauer. Als Oberhirte zwischen Ostsee und Spreewald musste er sich in einer Welt von Protestanten, Muslimen und Nicht-Religiösen behaupten und zwischen den Mentalitäten der Katholiken im Osten und Westen der Stadt vermitteln. Im schrillen Berlin wirkte der eher stille Sterzinsky wie ein Ruhepol.
Die große Kirchenpolitik war nicht seine Sache. Als Nachfolger des heutigen Kölner Erzbischofs, Kardinal Joachim Meisner, schätzten die Menschen seinen persönlichen Ton. Sterzinsky setzte Akzente in der Migrations- und Asylpolitik. Zu DDR-Zeiten hatte er als Seelsorger, Geistlicher und Würdenträger die Verhältnisse im sozialistischen Staat berücksichtigen müssen.
Der am 9. Februar 1936 in Ostpreußen geborene und in der DDR aufgewachsene Theologe wurde 1960 zum Priester geweiht. Im Februar 2011 nahm Papst Benedikt XVI. sein Entlassungsgesuch wegen einer schweren Krankheit an. Den Besuch des Papstes in Berlin im September, den sich Sterzinsky so sehr gewünscht hatte, wird er nicht mehr erleben.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Sterzinsky als bescheidene und wegweisende Persönlichkeit. Er habe wie kaum ein anderer deutscher Bischof zur Verbundenheit von Ost und West beigetragen. Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit beschrieb ihn als "völlig unprätentiös" und "verlässlichen Partner".