Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), stellt sich hinter die militärischen Mittel gegen des Gaddafi-Regime.
Berlin. Die katholische Kirche in Deutschland befürwortet den internationalen Militäreinsatz gegen Libyen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte im Abendblatt-Interview, er könne die Gründe derer nachvollziehen, die sich für das militärische Eingreifen entschieden haben. Der Erzbischof von Freiburg betonte: "Wenn die Truppen des Diktators Gaddafi tatsächlich kurz davor standen, im Osten Libyens ein Blutbad anzurichten, ist ein Militäreinsatz auf der Grundlage eines Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung grundsätzlich vertretbar." Die Bundesregierung hatte sich gegen eine Beteiligung an den Luftschlägen entschieden.
Das Abendblatt-Interview mit Erzbischof Robert Zollitsch
Scharf kritisierte Zollitsch den bisherigen Umgang der internationalen Gemeinschaft mit Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi. Es sei nicht erst in der Rückschau problematisch, dass einem offenkundigen Despoten, jedenfalls seit 2004, Waffen und Kommunikationstechnik verkauft worden seien, die er bei Bedarf gegen die eigene Bevölkerung einsetzen könne. "Auch hatte die Sanktionspolitik der letzten Wochen etwas Halbherziges. Und nicht einmal die westlichen Staaten haben wirklich mit einer Stimme gesprochen." Zollitsch sagte weiter, vielleicht eröffne der Militärschlag dem libyschen Volk ja wirklich die Möglichkeit, sich auf den Weg zu einer freien und demokratischen Gesellschaft zu machen. Er mahnte jedoch: "Die Bedenken gegen dieses militärische Engagement sollten aber nicht gering geachtet werden."
Derweil haben westliche Luftwaffenverbände ihre Angriffe fortgesetzt. Kampfflugzeuge bombardierten Stellungen der Regierungstruppen, auch Marschflugkörper wurden abgefeuert. In der Stadt Adschdabija, von wo die wichtige Küstenstraße kontrolliert wird, lieferten sich Rebellen und Soldaten Gaddafis schwere Gefechte.
Die Nato, die jetzt die Führung des Militäreinsatzes übernimmt, richtet sich auf eine dreimonatige Dauer der Kämpfe ein. An der Seite der Allianz beteiligten sich auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar an dem Einsatz, sagte eine Sprecherin.