Der ehemalige Verteidigungsminister hat das Amt am Sonnabend niedergelegt. Hans-Peter Friedrich soll sein Nachfolger werden.
Thurnau. Zweieinhalb Wochen nach dem Amt des Verteidigungsministers hat Karl-Theodor zu Guttenberg am Sonnabend auch sein letztes politisches Mandat niedergelegt, das des Bezirksvorsitzenden der CSU in Oberfranken. Noch zu Beginn der knapp zweistündigen Sitzung war spekuliert worden, Guttenberg könne bis zur turnusgemäßen Neuwahl des gesamten Bezirksvorstandes am 15. Juli im Amt bleiben oder gar erneut für den Bezirksvorsitz kandidieren.
Eine überwältigende Wiederwahl wäre dem 39-Jährigen sicher gewesen, trotz der Plagiate in seiner Doktorarbeit und trotz der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Verletzungen des Urheberrechtes. „Ich habe ihn vor zwei Wochen aufgefordert weiterzumachen“, sagte ein Vorstandsmitglied hoffnungsvoll noch vor Beginn der Sitzung. Ein anderer meinte sibyllinisch auf die Frage, wer die Partei nach dem 15. Juli führen wird: „Ob es der alte oder der neue ist, wird man sehen.“
Was am Sonnabendvormittag hinter der Schiebetür im Gasthaus Schorrmühle in Thurnau gesprochen wird, bleibt zunächst im Verborgenen. Wiederholt dringt anhaltender Beifall nach draußen. Ist es Dankbarkeit und Verbundenheit zum Abschied, oder ist Guttenberg auf Drängen seiner Parteifreunde doch noch von seinem angekündigten Rücktritt zurückgetreten? Kurz vor Mittag öffnet sich die Tür zum Sitzungszimmer. Dort ist die Stimmung gedrückt, die Mienen sind ernst. Dann tritt Bezirksvize Hartmut Koschyk vor die Tür und erklärt den wartenden Journalisten: „Karl-Theodor zu Guttenberg steht nicht für ein Statement zur Verfügung.“ Jetzt ist allen klar: Guttenberg hat auch den Bezirksvorsitz abgegeben. Wenig später eilt der Ex-Minister zu seinem schwarzen VW-Bus. Zum Ergebnis der Sitzung äußert er sich nicht. „Der Bezirksvorstand hat die Entscheidung Guttenbergs mit Respekt und Verständnis zur Kenntnis genommen“, berichtet Koschyk später.
Auch die Nachfolgefrage ist geklärt: „Wir sind sehr dankbar, dass sich Hans-Peter Friedrich bereiterklärt hat, das Amt des Bezirksvorsitzenden kommissarisch zu führen und als Kandidat für die Nachfolge zur Verfügung zu stehen.“ Die Wahl auf dem Bezirksparteitag am 15. Juli in Hochstadt scheint nach der einstimmigen Empfehlung des Bezirksvorstands nur noch Formsache. Wie Guttenberg wird auch Friedrich die Doppelbelastung als Minister und Bezirkschef der CSU bewältigen müssen. Bis zur Sitzung am Samstag hatte sich der neue Bundesinnenminister noch geziert.
Letztlich musste sich der 54-Jährige aber dem Druck seiner Parteifreunde beugen. Er war bislang einer der vier Stellvertreter Guttenbergs. Seine drei Kollegen, Bayerns Umweltstaatssekretärin Melanie Huml, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Hartmut Koschyk und der Bamberger Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn hatten allesamt keinerlei Ambitionen auf das Amt. „Als Minister hat er den ersten Zugriff auf den Parteivorsitz“, sagte Huml kürzlich. Nun wird Hans-Peter Friedrich das neue Aushängeschild der CSU in Oberfranken