Ein Viertel des Stroms wird in privaten Haushalten verbraucht. Ein erheblicher Teil ließe sich leicht einsparen. Wir sagen, wie das funktioniert.
Die japanische Katastrophe hat in Deutschland einen neuen Einstieg in den Ausstieg aus der Kernenergie bewirkt. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Es gibt wahrscheinlich keinen tragischeren, gleichzeitig aber auch besseren Moment, um über unsere zukünftige Stromversorgung nachzudenken. Die entscheidende Frage lautet: Was können wir tun, damit außer den sieben alten Meilern auch die übrigen schleunigst vom Netz gehen und abgeschaltet werden? Wir geben Tipps und Antworten.
Laut Bundesumweltamt könnte Deutschland auf zwei weitere Atomkraftwerke verzichten. "Dies ist ohne Einschränkungen der Versorgungssicherheit und ohne zusätzliche Stromimporte möglich", sagt der Präsident des Amtes, Jochen Flasbarth. Grund hierfür sei die derzeit überschüssige Kapazität von 15 Gigawatt im Stromnetz. Ein völliger Atomausstieg wäre sogar schon im Jahr 2017 möglich, dazu seien über die im Bau befindlichen Kraftwerke hinaus keine weiteren Kohlekraftwerke nötig. Voraussetzung dafür seien jedoch der weitere Ausbau erneuerbarer Energien und der bereits geplante Ausbau von effizienten Blockheizkraftwerken und Gaskraftwerken.
Gleichzeitig geht es auch um unser Geld. Denn der "richtige" Ökostrom, der fortan die vielen kleinen und großen elektrischen Helfer im Alltag speisen soll, die unser Wohlbehagen erst ermöglichen, ist teuer. Der Drittfernseher, der "CpP" (Computer per Person), Unterhaltungs- und Kommunikationsgeräte, die auf Stand-by-Betrieb laufen, fressen nicht nur unnötig Strom, sondern auch Geld. Dabei könnten die Verbraucher jährlich Hunderte von Euro einsparen. Viele kleine Maßnahmen ergeben ein großes Ganzes, und in unserem hochgerechneten Fall bestenfalls sogar alle Atomkraftwerke. Denn die beste Kilowattstunde ist immer noch die eingesparte.
Energiesparlampen: Bringen mindestens ein AKW aus der Fassung
Herkömmliche Glühlampen erzeugen Licht nur mit hohen Verlusten: Mehr als 90 Prozent des aufgenommenen Stroms werden nutzlos als Wärme an die Umwelt abgegeben. Energiesparlampen dagegen sind zwar erheblich teurer in der Anschaffung, doch sie verbrauchen rund 80 Prozent weniger Strom und haben mit 8000 bis 12 000 Stunden eine bis zu zwanzigfache Lebensdauer gegenüber der Glühbirne mit Glühfaden.
Energiesparlampen sind vor allem dort angebracht, wo Licht nicht nur kurzfristig benötigt wird, wie beispielsweise in einem Treppenhaus.
Es gibt zwei Typen: Während die sogenannten Warmstarter nach dem Einschalten erst mit Verzögerung Licht abgeben, erstrahlen die Kaltstarter (ohne Elektrodenvorheizung) sofort. Dies erscheint vielleicht als Vorteil. Doch der Verzicht aufs Vorheizen hat zur Folge, dass die Starter beim Einschalten schneller verschleißen und dadurch weniger Schaltvorgänge verkraften.
Fazit: Würden alle deutschen Haushalte auf Energiesparlampen umstellen, würde ein Atomkraftwerk gespart
Stromräuber: So vermeidet man teure Leerlaufverluste
Millionen Verbraucher werden Tag und Nacht von einigen ihrer Elektrogeräte bestohlen. Sie "ziehen" Strom aus der Steckdose, obwohl sie gar nicht eingeschaltet sind. Dafür gibt's drei Ursachen: Die Geräte (vor allem Fernseher) gehen nach dem Normalbetrieb in den "Stand-by-Betrieb über, um schneller wieder hochfahren zu können. Zweitens verbrauchen viele Geräte (vorwiegend Computer und deren Zubehör) trotz ausgeschaltetem Netzschalter Strom. Oder sie besitzen - drittens - erst gar keinen Netzschalter. Diese Energieverschwendung heißt Leerlaufverlust. Bleibt das Gerät trotz ausgeschaltetem Netzteil warm und brummt es sogar? Dann "zieht" der eingebaute Trafo Strom. Sind solche Bauteile eingebaut, hilft ein "Energiekostenmonitor", den man in Baumärkten kaufen, aber sich auch bei Beratungsstellen und Energieversorgern ausleihen kann. Und dann: Stecker ziehen oder Vorschaltgeräte einsetzen!
Fazit: "Stromräuber" fressen jährlich für mindestens vier Milliarden Euro Energie. Würden wir sie kaltstellen, könnten zwei AKWs abgeschaltet werden
Waschmaschinen: Je voller, desto doller, dann klappt's auch mit dem Sparen
Waschmaschinen sollten möglichst immer voll beladen betrieben werden. Neuere Modelle besitzen zwar teilweise eine Mengenautomatik, die den Wasser- und Stromverbrauch der Wäschemenge anpasst. Aber noch immer gilt: je voller, desto doller, dann klappt's auch mit dem Sparen. Den Kochwaschgang nur im Extremfall einschalten, denn für normal verschmutzte Wäsche reichen in aller Regel 60° C aus. Das bringt etwa 30 Prozent Energieeinsparung gegenüber dem Waschprogramm mit 95° C.
Wäschetrockner sind wahre Stromfresser. Umweltfreundlicher geht's mit dem Ventilatortrick, wenn zum Beispiel der Garten oder der Balkon fehlt - und der klappt sogar im Winter: Einen 25-Watt-Ventilator neben dem Wäscheständer aufstellen, und das Trockengut auf diese Weise ständig in Bewegung halten. Je nach Stoffbeschaffenheit ist die - gut geschleuderte! - Wäsche dann in wenigen Stunden trocken.
Fazit: Beim Kauf von Geräten auf die Energieklasse achten und schlau waschen. Täten wir dies alle, wären zwei AKWs überflüssig
Küche: Sparsamer kochen mit Gas. Oder einfach cleverer mit Strom
Mit Gasherden und -öfen kocht es sich wesentlich umweltfreundlicher, da beim elektrischen Pendant nur etwa 34 Prozent der eingesetzten Energie in Strom umgewandelt werden. Wer keinen Gasanschluss besitzt, kann jedoch beim Kochvorgang selbst reichlich sparen: Ohne Topf- und Pfannendeckel entweichen mehr Wärme und Wasser, der Kochvorgang dauert länger und der Energieverbrauch steigt. Kartoffeln und Gemüse müssen nicht im Wasser schwimmen, zum Garen genügen auch ein paar Zentimeter Wasser. Schnellkochtöpfe sparen Zeit und bis zu 50 Prozent Energie. Ein ebener Topf- oder Pfannenboden spart ebenfalls Strom. Am wirtschaftlichsten kocht man mit dem E-Herd, wenn zum anfänglichen Erhitzen die höchste Stufe gewählt und dann auf niedriger Stufe weitergegart wird. Restwärme nutzen - und vorm Benutzen des Backofens prüfen, ob der unbedingt vorgeheizt werden muss.
Fazit: Cleveres Kochen mit Strom spart reichlich Geld und unserem Land etwa zwei Atomkraftwerke
Kühlgeräte: Frieren & Sparen - Kühle Drinks ja, heiße Brennstäbe nein
Kühl- und Gefriergeräte verbrauchen gut ein Fünftel des jährlichen Haushaltsstroms - das ist zu viel. Eine Lagertemperatur von 7° C (Kühlschrank) und von minus 18° C (Gefriergerät) reicht normalerweise aus. Während der Urlaubsreise kann der Kühlschrank auf kleinster Stufe laufen oder selbst Ferien machen. Am wohlsten fühlen sich Kühlgeräte in ungeheizten Räumen, Gefriergeräte bevorzugen Keller. Sie rächen sich mit höherem Stromverbrauch, wenn man sie direkt neben Herden, Heizkörpern aufstellt, direkter Sonneneinstrahlung aussetzt oder die Kühllamellen keine Luft kriegen. Wichtig sind intakte Türdichtungen, das regelmäßige Abtauen und das möglichst kurze Öffnen und Schließen der Türen. Erhitzte Lebensmittel vor der Lagerung unbedingt abkühlen lassen, Gefriergut fest verpacken. Denn wichtig ist, dass sich innerhalb des Kühlgeräts kein Wasser zu Reif heranbilden kann.
Fazit: Sind die vorhandenen Geräte technisch okay? Sind Sie richtig aufgestellt? Dann die Temperatur regeln und ganz cool zwei AKWs abschaffen
Badezimmer: Lieber mal duschen als eine volle Wanne
Die Deutschen verbrauchen jährlich mehr als 90 Milliarden Kilowattstunden für warmes Wasser. Davon fließt leider eine ganze Menge ungenutzt in den Abfluss: Wer sich zweimal am Tag die Zähne wie empfohlen drei Minuten lang putzt und dabei den Wasserhahn offen lässt, zahlt zusätzlich zum Strom (natürlich auch Gas) Gebühren für rund 7200 Liter Wasser und Abwasser, bei einem Vier-Personen-Haushalt ließe sich mit dieser Menge ein kleines Schwimmbecken füllen. Also unbedingt den Hahn zudrehen, wenn man das Wasser nicht benötigt. Durchflussbegrenzer am Waschbecken und an der Dusche senken ebenfalls die Kosten. Wer öfter duscht (dreimal duschen anstatt dreier Vollbäder bringt eine Gesamtersparnis von etwa 105 Euro im Jahr), wird schließlich genauso sauber.
Eine Boilertemperatur von 60 Grad reicht zum Baden, Duschen und Spülen aus. Jedes Grad mehr führt zu mehr Energieverbrauch sowie zu vorzeitiger Verkalkung der Geräte.
Fazit: WWW steht zukünftig nicht mehr für World Wide Web, sondern für "Weniger warmes Wasser". Das spart ein AKW