FDP-Chef Guido Westerwelle spricht sich für bundesweite Sprachtests vor der Einschulung aus. Er beklagt: „Deutschland ist Auswanderungsland.“
Berlin. FDP-Chef Guido Westerwelle hat eine Debatte über den Nutzen von Einwanderern gefordert. „Wir haben als Staat ein wohlverstandenes nationales Interesse zu fragen, wen wir einladen wollen, in Deutschland zu leben“, sagte Westerwelle dem Hamburger Abendblatt . „Und wir haben ein Recht zu fragen, welchen Beitrag Einwanderer leisten wollen, damit nicht nur sie, sondern das ganze Land einen Gewinn davon haben“, sagte der Außenminister weiter.
+++ Das große Abendblatt-Interview mit Außenminister Guido Westerwelle +++
Es gebe Schwierigkeiten bei der Integration insgesamt, „die wir nicht leugnen dürfen“, so Westerwelle. Es gebe in vielen Ländern zahlreiche Beispiele gelungener Integration. „Dort arbeiten sich junge Menschen aus Zuwandererfamilien mit überragendem Fleiß nach oben. Wir müssen uns ernsthaft überlegen, warum andere Länder uns voraus sind“, sagte der Außenminister.
Westerwelle forderte zudem bundesweite Sprachtests für Kinder vor der Einschulung. „Wir brauchen bundesweit nicht nur Angebote für Sprachkurse vor der Einschulung, sondern auch verbindliche Sprachtests“, sagte der FDP-Chef. Er sprach sich dafür aus, dass ein Kind ein zusätzliches Jahr die Vorschule besuchen sollte, „wenn die Deutschkenntnisse nicht ausreichen, um dem Unterricht folgen zu können“. Westerwelle betonte: „Lieber ein Jahr später anfangen, als in der Schule unglücklich zu werden, weil man dem Unterricht nicht folgen kann.“ Wenn Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse eingeschult werden, beschädige das deren Chancen im weiteren Leben und sorge oft genug dafür, dass die ganze Schulklasse nicht genügend vorankomme, begründete der FDP-Chef seine Forderung.
Zugleich sprach sich Westerwelle dafür aus, der Auswanderung aus Deutschland entgegenzuwirken. „Deutschland ist kein Einwanderungs-, sondern ein Auswanderungsland“, sagte der Minister. In den letzten Jahren habe man mehr Auswanderung als Einwanderung gehabt. „Viele Talente und fleißige, aufstiegsorientierte Familien haben unser Land verlassen, Menschen, die sich in ihrer Schaffenskraft nicht frei genug fühlten und mehr erreichen wollten“, so Westerwelle. „Die Frage, was wir gegen diese Auswanderung tun können, ist genauso wichtig wie die Frage, welche Einwanderungspolitik wir wollen.“ Er wundere sich, warum das so wenig debattiert werde.