Das Sperren von Seiten sei nicht effektiv genung. Die meisten Beschwerden gab es nicht wegen Kinderpornos, sondern wegen Spam-Mails.
Berlin. Löschen oder sperren – was ist wirksamer im Kampf gegen Kinderpornos im Netz ? Die deutsche Internetwirtschaft hat mit Rückenwind neuer Zahlen erneut dafür plädiert, auf Sperren zu verzichten und stattdessen Bilder und Videos zu löschen . Der Branchenverband eco erklärte, dass es seiner Beschwerdestelle im ersten Halbjahr 2010 gelungen sei, einen Großteil der gemeldeten Seiten binnen einer Woche entfernen zu lassen – auch bei Inhalten, die auf ausländischen Servern liegen. Gerade hier hatte es Probleme gegeben.
Die Bilanz hat aber begrenzte Aussagekraft. Von Januar bis Mai gingen rund 38.700 Beschwerden beim eco ein, der größte Teil (36.000) wegen unerwünschter Werbe-Mails – Spam. 343 Meldungen bezogen sich auf Kinderpornos, 351 auf Bilder, die Minderjährige in einer „unnatürlich geschlechtsbetonten Haltung“ zeigen.
Diese Zahlen beziehen sich auf alle Internet-Dienste, neben dem Word Wide Web geht es also etwa auch um das Usenet oder Tauschbörsen. Der Verband eco weist jedoch nur eine Erfolgsbilanz für das Web aus und beziffert die Zahl der Beschwerden über kinderpornografische Inhalte von Januar bis Juli auf 197. 194 Seiten seien innerhalb einer Woche entfernt worden. Die Quote für die restlichen 500 Meldungen könne aus technischen Gründen nicht erhoben werden.
Im Inland gelang das Löschen von Web-Inhalten innerhalb eines Tages oder sogar weniger Stunden. Beschwerden über Inhalte auf Auslands-Servern reicht der eco weiter an den internationalen Dachverband der Beschwerdestellen, Inhope. Während bis November 2009 hier nur ein Drittel aller 121 gemeldeten Web-Inhalte binnen einer Woche offline war, sei die Quote von November bis heute auf 80 Prozent gestiegen.
„Wir haben nie davon gesprochen, dass alles perfekt läuft“, sagte eco-Vorstandsmitglied Oliver Süme. „Wir haben reagiert, das ist das Entscheidende.“ So habe der Verband mit Beschwerdestellen im Ausland gesprochen, damit diese nicht nur die Polizei informieren, sondern den Internet-Anbieter auch auffordern, die Inhalte zu löschen.
Seit rund zwei Jahren tobt eine erbitterte Diskussion über die richtigen Schritte gegen Kinderpornografie im Netz. Die Internet- Branche hatte stets betont, dass Löschen effektiver sei als die Sperrung von Inhalten.