Der SPD-Politiker meint, Deutschland sei kulturell und zivilisatorisch bedroht
Auf die Frage, ob es "auch eine genetische Identität" gibt, antwortete Thilo Sarrazin in einem Interview von "Welt am Sonntag" und "Berliner Morgenpost": "Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden." Mit dieser Antwort heizte er die Debatte um sein Buch "Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen" noch weiter an. Denn in seinem Buch hatte er diese These bisher so nicht formuliert. Gestern versuchte er, seine Äußerung zu erklären: Sie "hat für Irritationen und Missverständnisse gesorgt, die ich bedauere. (...) Ich bin kein Genetiker. (...) Wenn neue genetische Forschungen zeigen, dass viele heutige Juden zahlreiche Gene von einer ursprünglichen jüdischen Bevölkerungsgruppe, die vor etwa 3000 Jahren im Nahen Osten lebte, gemeinsam haben, ist das zunächst einmal interessant. Politisch ist diese These neutral. Um eine rassistische Äußerung handelt es sich nicht."
In seinem Buch zitiert er Wissenschaftler, die erwiesen hätten, dass Intelligenz zum Teil erblich sei. Die Juden zieht er dabei als Beleg heran, weil die frühe Intelligenzforschung herausgefunden habe, dass Juden europäischer Herkunft einen um 15 Punkte höheren IQ hätten als andere Mitglieder europäischer Völker. Er begründet dies mit dem "außerordentlichen Selektionsdruck", dem sich die Juden im christlichen Abendland ausgesetzt sahen.
Eine andere seiner Thesen lautet: Deutschland brauche "mehr Kinder von den Klugen", "bevor es zu spät ist". Denn nach der Präsentation von einigem statistischen Material über die Demografie in Deutschland und Europa und zum Bildungsstand unterschiedlicher Einwanderergruppen hierzulande kommt er in seinem dritten Kapitel "Zeichen des Verfalls - Eine Bestandsaufnahme" zu der Erkenntnis: dass "die drei Migrantengruppen mit den größten Bildungsdefiziten und den höchsten Sozialkosten" (Türkei, ehemaliges Jugoslawien, afrikanische Länder) auch jene seien, "die sich am schnellsten vermehren". Und "damit stellen sie nicht einen Teil der demografischen Lösung, sondern des demografischen Problems dar. Es ist nämlich zu befürchten, dass sie zur überdurchschnittlichen Vermehrung jener bildungsfernen und von Transfers abhängigen Unterschicht beitragen, welche die Entwicklungsaussichten Deutschlands verdüstert."
Im Weiteren bewertet er "die ernorme Fruchtbarkeit der muslimischen Migranten als Bedrohung für das kulturelle und zivilisatorische Gleichgewicht im alternden Europa".
Sarrazin beklagt auch, dass die "weniger Qualifizierten und weniger Tüchtigen tendenziell fruchtbarer sind" und ihnen die "materielle Sorge" für die Kinder vollständig abgenommen werde. Dies sei der Grund dafür, dass die "Unterschicht" deutlich mehr Kinder bekomme und für einen Großteil dieser Kinder der Misserfolg besiegelt sei, weil sie die intellektuelle Ausstattung ihrer Eltern erben und damit durch deren Bildungsferne und Grunddisposition benachteiligt würden. Zum Schluss fordert er die Politik zum Handeln auf. Sein Buch sei ein Beitrag dazu.