Zu den Ostermärschen versammeln sich im Norden gerade mal noch ein paar Hundert Friedensbewegter. Die höchst umstrittene Schulreform brachte vor ein paar Monaten immerhin 5000 Menschen auf die Straße. Am heutigen Sonnabend wird diese Zahl bei der Menschenkette gegen Atomkraft deutlich übertroffen werden - allein 13 000 haben sich vorab Plätze in Bussen und Bahnen gesichert. Einen Demo-Flop wird es schon mal nicht geben.
Kommt es gar zur Renaissance der Anti-Akw-Bewegung der 1980er-Jahre, als Hunderttausende gegen Kernkraft protestierten? Selbst wenn solche Teilnehmerzahlen wieder erreicht werden sollten: Der Protest ist ein ganz anderer. Eine Art Demo-Event für die ganze Familie, mit Musik, Würstchenverkauf und offizieller Unterstützung von SPD, Grünen, Linken und sogar Teilen der CDU. Mit den damals auf beiden Seiten gewalttätigen Kämpfen in Brokdorf hat das wenig zu tun. Zum Glück. Es geht um freie Meinungsäußerung. Die ist ungemein wertvoll - und kann ungemein mächtig sein.