Hamburg/Rom. Im Zuge der Aufdeckung sexuellen Missbrauchs an Schulen berichten auch Prominente von Übergriffen während ihrer Internatszeit. Die Schriftstellerin und ehemalige Schülerin der Odenwaldschule, Amelie Fried, schreibt in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" darüber, wie sie über Jahrzehnte die Erinnerung an selbst erlebte Grenzüberschreitungen in der Schule verdrängte. Ein Lehrer nötigte sie zu Strip-Poker-Runden und gemeinsamem Duschen. Der betreffende Lehrer habe sie als "verklemmte schwäbische Spießerin" bezeichnet, als sie beim Strip-Poker nicht habe mitmachen wollen. Fried beschreibt, "wie ich mich diesem Druck schließlich beugte, mich furchtbar schämte und die Erinnerung daran für Jahrzehnte verdrängt habe". Auch der Schriftsteller Bodo Kirchhoff beschreibt im "Spiegel" Missbrauch durch einen Lehrer in einem Internat.

Während Betroffene reden, schwieg Papst Benedikt XVI. in seiner Sonntagsmesse zu den Missbrauchsfällen an katholischen Einrichtungen in Deutschland - auch nachdem er nun selbst ins Blickfeld gerückt ist. Freitag war bekannt geworden, dass in Joseph Ratzingers Amtszeit als Erzbischof von München ein Priester nach Missbrauchsvorwürfen nach München versetzt worden war. In Bayern verging sich der Priester erneut an minderjährigen Jungen.

In Münster quittierte unterdessen ein Priester aus Schuldgefühlen seinen Dienst. Wegen eigener "Vorfälle mit Jugendlichen", die längere Zeit zurückliegen, wolle er nicht länger Priester sein.