Berlin. Das Szenario ist nicht neu: Bereits vor vier Jahren bot ein Informant aus Liechtenstein dem Bundesnachrichtendienst (BND) brisante Bankdaten deutscher Steuersünder zum Kauf an, die ihr Geld in dem Fürstentum vor dem Fiskus in Sicherheit hatten bringen wollen.
Der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) fackelte nicht lange und gab dem Deal seinen Segen. Der Informant lieferte Ende Januar 2006 erste Daten und bekam dafür im August 4,2 Millionen Euro. Um sich juristisch abzusichern, ließ sich der BND damals von den Steuerfahndern förmlich um Amtshilfe bitten. Im Juni 2007 übergab der Informant schließlich gestohlene DVDs mit brisantem Inhalt zu mehr als 1400 deutschen Kunden - darunter waren auch prominente Namen wie der des später zurückgetretenen Post-Chefs Klaus Zumwinkel. Diese Anleger sollen zusammen mehr als drei Milliarden Euro beiseitegeschafft haben. Am 14. Februar 2008 ließ die Bochumer Staatsanwaltschaft die Villa und das Büro von Klaus Zumwinkel durchsuchen - die juristische Aufarbeitung der Affäre kam ins Rollen - und der Fall Zumwinkel erschütterte die Republik.
Die weiteren etwa 200 Razzien verliefen diskreter. Insgesamt wurden Steuerermittlungen gegen rund 770 wohlhabende Deutsche bekannt. Innerhalb weniger Monate konnten rund 110 Millionen Euro von Verdächtigen wieder eingetrieben werden. Zahlreiche Steuersünder versuchten mit Selbstanzeigen und Überweisungen der hinterzogenen Summen einen Prozess zu verhindern. Das erste Urteil traf im Juli 2008 einen Immobilienkaufmann aus dem hessischen Bad Homburg. Der Mann hatte elf Millionen Euro in Liechtensteiner Stiftungen angelegt und zwischen 2001 und 2006 rund 7,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Nachdem er das hinterzogene Geld zurückgezahlt hatte, erhielt er eine Bewährungsstrafe und musste weitere 7,5 Millionen Euro an soziale Einrichtungen zahlen. Im Januar 2009 folgte auch für Zumwinkel das Urteil: Bewährungsstrafe und eine Million Euro Geldbuße.