Sind die Kontrollen an Flughäfen ausreichend? Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei, will sie durch ein spezielles Verfahren ergänzen.
Hamburg. Nach der Sicherheitspanne am Flughafen München hat der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, eine Überprüfung der Sicherheitskonzepte gefordert. „Alle Sicherheitsmaßnahmen müssen auf den Prüfstand gestellt werden. Es müssen auch die Möglichkeiten eines Profilings, also einer gezielten Überprüfung möglicher Verdächtiger nach bestimmten Kriterien, aufgebaut werden“, sagte Freiberg dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitags-Ausgabe).
Er sagte dies auch vor dem Hintergrund des verhinderten Sprengstoffanschlags auf ein US-Flugzeug im Anflug auf Detroit vor einigen Wochen. Mit dem Profiling hätten Länder wie Israel gute Erfahrungen gemacht. Zu dem Vorfall in München sagte Freiberg: „Das ist ein bedauerlicher Fall menschlichen Fehlverhaltens. Es zeigt die Mängel der Sicherheitskontrollen an den Flughäfen, vor denen wir seit Jahren warnen.“ Er forderte eine personelle Aufstockung der Bundespolizei sowie eine bessere Ausbildung und Bezahlung des privaten Sicherheitspersonals.
Die für die Passagierkontrollen zuständigen Mitarbeiter stünden unter massivem Druck, moniert auch der für die Bundespolizei zuständige GdP-Vorsitzende Josef Scheuring auf Reuters TV. „Wenn ein Mensch nicht funktioniert, dann haben wir da schon ein Problem in der Luftsicherheitskette“, sagte Scheuring. Solche Pannen könnten passieren, da die Passagierzahlen stetig zugenommen hätten und der betriebswirtschaftliche Druck auf die Mitarbeiter immer größer werde: „Die Anforderungen an die Luftsicherheit sind die letzten Jahre dramatisch gestiegen.“ Gleichzeitig hätten sich aber die sozialen Rahmenbedingungen verschlechtert.
Auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger forderte ausreichend gut qualifiziertes Personal an den Flughäfen. „Immer neue Sicherheitsmaßnahmen sind kein Allheilmittel“, sagte die FDP-Politikerin in mehreren Interviews. Ein Körperscanner etwa könne menschliches Versagen nicht verhindern.
Hintergrund der Forderungen ist ein Vorfall am Münchner Flughafen. Ein Teil war am Mittwoch stundenlang gesperrt worden, nachdem bei der Untersuchung eines Laptops ein Sprengstoffdetektor anschlug. Der Besitzer hatte den Sicherheitsbereich jedoch bereits verlassen. Er wurde auch bei einer anschließenden Fahndung nicht gefunden.
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere sprach von einem sehr ernsten Vorfall, der umfassend untersucht werde und gegebenenfalls Konsequenzen haben müsse. Der CDU-Politiker brachte zudem einen freiwilligen Einsatz der umstrittenen Nacktscanner für Passagierkontrollen erneut ins Gespräch. Mit einer Entscheidung über den Einsatz der umstrittenen Geräte in Deutschland sei aber erst etwa im Sommer zu rechnen. „Vielleicht setzen wir sie auch als Angebot für Passagiere ein, um Vertrauen zu werben“, sagte er im Deutschlandfunk. Denkbar wäre etwa, an Flughäfen eine Abfertigungsspur mit den Scannern und eine etwas langsamere mit herkömmlichen Kontrollen per Körperabtasten einzurichten. „Dann werden wir sehen, wie die Akzeptanz ist.“ Die Scanner sollten kein Personal ersetzen, aber es sinnvoll einzusetzen helfen.