Hamburg. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat sich klar für die doppelte Staatsbürgerschaft ausgesprochen. "Das ist ein wichtiger Beitrag zur Integration", sagte von Beust in einer Grundsatzrede beim Neujahrsempfang des Hamburger CDU-Wirtschaftsrats. Er hat vor allem die Menschen im Blick, deren Familien zwar aus der Türkei stammen, die selbst aber hier geboren wurden. Bis spätestens zum Alter von 23 Jahren ist die doppelte Staatsangehörigkeit derzeit möglich. Dann müssen sich die jungen Menschen entscheiden, ob sie den deutschen oder den türkischen Pass behalten wollen. "Viele wollen sich aber nicht entscheiden. Da schlagen zwei Seelen in ihrer Brust", sagte von Beust. "Lassen wir doch beide Herzen schlagen! Wir brauchen die jungen Leute", setzte der Bürgermeister hinzu. Mit dem deutschen Pass falle die Integration leichter.
Von Beust verwies auf die Staaten, in denen die doppelte Staatsbürgerschaft selbstverständlich ist, wie etwa die USA oder Großbritannien. Zwar sei die deutsche Tradition in der Frage der Staatsangehörigkeit eine andere. "Aber uns fällt kein Zacken aus der Krone, wenn wir das ändern", betonte der Bürgermeister.
Von Beust weiß, dass sich seine eigene Partei schwertut mit Korrekturen in der Integrationspolitik. Der CDU-Politiker erinnerte daran, dass es bis vor einigen Jahren zum Kernbestand konservativer Überzeugungen gehörte, dass Deutschland kein Einwanderungsland ist. "Jedes Jahr kamen Zehntausende zu uns, aber wir haben zu lange wie eine Monstranz den Satz hochgehalten, dass Deutschland kein Einwanderungsland ist", sagte von Beust.
Integration umfasst für den CDU-Politiker mehr als die Frage nach der Staatsbürgerschaft. Kinder mit Migrationshintergrund hätten immer noch deutlich schlechtere Bildungschancen als ihre Mitschüler.